Rezension

Durch und durch C.M. Herbst!

Ein Traum von einem Schiff - Christoph Maria Herbst

Ein Traum von einem Schiff
von Christoph Maria Herbst

Christoph Maria Herbst ist vor allem bekannt für seine Rolle als „Arschloch-Chef mit Resthaarkranzfrisur“ Bernd Stromberg. Für die breite Masse ist er Comedy-Schauspieler und Sprecher vieler humoristischer Hörbücher (u.A.„Vollidiot“ und „Er ist wieder da“). In diesem, wie Herbst es selbst nennt, Art Roman, beschreibt er drei Wochen auf dem Fernseh-Traumschiff. Die „schwimmende Schwarzwaldklinik“ ist so gut wie jedem bekannt und für diese wurde Herbst engagiert.

Ich war vor dem Kauf sehr skeptisch. Ich hatte schon von diesem Buch gelesen und mir fiel zu oft das Wort „platt“ in den Bewertungen. Auch der Ausdruck „habe den Kauf bereut“ trägt nicht unbedingt dazu bei, dass ich mir ein Buch sofort kaufe. Aber als ich gelesen habe, dass es sogar zu einer einstweiligen Verfügung gegen das Buch kam, wollte ihm doch eine Chance geben.  [;-)]

Zugegeben, es ist nur ein schmaler Grat zwischen billigen Kalauern und guter erträglicher Dosis Humor, aber ich kann jetzt schon verraten, in diesem Buch ist aus dem schmalen Grat ein breiter Weg geworden.

Hinweis: Auch wenn in der Rezension öfter das Wort „Buch“ steht, so habe ich doch das Hörbuch gehört.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere kommt das Angebot für eine Rolle auf dem ZDF-Traumschiff. Herbst weiß, wie er damit umzugehen hat: Er will das Angebot ablehnen. Obwohl… Urlaub in den schönsten Regionen der Welt? Und dazu noch bezahlt? Also macht er das Beste draus und schreibt über seine Erfahrungen einfach ein Buch. Wie ist es eigentlich auf so einem Schiff? Wer ist Wolfgang Rademann? Warum trägt er immer eine Plastiktüte mit sich rum und wer zum Kuckuck spielt denn noch in dieser Episode mit? Wieso kann ein Chilene denn Stromberg Zitate?

Schon auf dem Flug nach Bora Bora, wo Drehbeginn sein wird, merkt man, wie lustig böse dieser Mann sein kann, denn, ohne einen Namen zu nennen, plaudert er fröhlich über jede Macke und Eigenart seiner Kollegen. Ich glaube, diese werden sich selbst erkannt haben und sehr glücklich sein, nicht genannt zu werden. Wer es dennoch wissen möchte, der kann ja einfach die Episode googlen und die Eigenschaften einzelnen Schauspielern zuordnen.

Schon ab der ersten Sekunde zieht Christoph Maria Herbst auch selbstironisch über die Geschichte und über zahlreiche andere Kollegen und Bekannte her, es gibt Anspielungen auf Stromberg, eine ZDF-Assistentin mit „mündlichen Fertigkeiten“ und andere TV Sendungen. Man erkennt an der Stimmlage aber sofort: Es ist zwar alles mit einem zwinkernden Auge erzählt, aber auch sein Ernst. Neben lustigen Passagen über den Dreh an Board oder auch kleine Rückblicke auf seine Karriere gibt es auch Szenen, in denen er schon fast etwas geknickt wirkt und doch etwas von seiner Persönlichkeit zeigt. Dieses ist, gerade in einem frühen Kapitel, ein ziemlicher Bruch, aber man bleibt dran, denn man möchte ja irgendwie schon wissen, was den Menschen Christoph Maria Herbst beschäftigt. Oder vielleicht auch nur die Figur Christoph Maria Herbst.

Das Buch ist ähnlich aufgebaut wie das Logbuch eines Schiffs. Datum, Ort und Uhrzeit gehen immer den derzeitigen Reiseerlebnissen voran und gerade das macht das Buch irgendwie erfrischend. Es ist einfach kein normales Buch, kein Briefroman und auch kein Theaterstück. Man hat beinahe das Gefühl, man ist mitten ins lustige Tagebuch von Herrn Herbst gefallen.

Wenn ich jetzt mal eine Empfehlung aussprechen darf: Kaufen.
Entgegen der Meinungen in anderen Rezensionen oder auf großen Kauf-Plattformen kann ich nur sagen, dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe. Es ist ehrlich, böse, zynisch und ich habe zeitweise so gelacht dass ich rechts ran fahren musste, weil ich einfach nicht mehr geradeaus denken konnte. Und wenn das ein humoristisches Werk schafft, dann fühlt sich der Leser, oder in diesem Fall der Hörer, sehr gut. Und das ist doch die Hauptsache, oder nicht?