Rezension

Eala Frya Fresena

Die Toten von Friesland -

Die Toten von Friesland
von Fynn Jacob

Bewertet mit 3 Sternen

Am 28. Juli wurde in Aurich/Ostfriesland eine Leiche entdeckt. Die Brust des etwa 30-jährigen Verstorbenen trägt die eingravierte Inschrift „Eala Frya Fresena“, was mit „steht auf, ihr freien Friesen“ übersetzt werden kann. Als Kriminalhauptkommissar Marten Jaspari den leblosen Körper in Augenschein nimmt, beschleicht ihn die Vermutung, dass es sich hierbei nicht lediglich um eine Leiche mit einer Inschrift handelt, sondern vielmehr um ein inszeniertes Bild. Offenbar möchte jemand eine gezielte Botschaft übermitteln. Trotzdem liefert der Hintergrund des Verstorbenen keinerlei Anhaltspunkte auf den Täter; es gibt keine Verbindung des Toten zur friesischen Kultur oder zu irgendeiner friesischen Vereinigung.

Es scheint, als bestätige sich Jasparis Vermutung, denn am 30. Juli wird in Tinnum auf Sylt/Nordfriesland die Leiche eines etwa 50-jährigen Mannes entdeckt, auf dessen Oberkörper die Inschrift „Liewer düd aß Slaawe“ (lieber tot als Sklave) eingeritzt ist. Dieser Spruch stellt die rituelle ostfriesische Antwort auf „Eala Frya Fresena“ dar, und somit steht fest, dass die beiden Morde miteinander in Verbindung stehen. Marten Jaspari ist entschlossen, die Leitung der Ermittlungen in beiden Fällen zu übernehmen. Allerdings gibt es erneut keinerlei Hinweise auf einen Täter oder eine Verbindung zwischen den beiden Toten.

Eine internationale Polizeianfrage enthüllt, dass bereits am 25. Juli, also zwei Tage vor der Entdeckung der Leiche in Aurich, auf der Insel Schiermonnikoog/Westfriesland ein Toter gefunden wurde, dem die Worte „Frysk bloed tsjoch op“ (friesisches Blut zieh auf) in die Brust geritzt wurden. Zufälligerweise befand sich zu diesem Zeitpunkt die niederländische Kollegin Iska van Loon im Urlaub auf Schiermonnikoog, wodurch sie die Ermittlungen in diesem Fall übernommen hat.

Es scheint, als hätten die Morde eine Verbindung zur friesischen Geschichte, und der Mörder folgt einem Gedicht. Das Gedicht besteht aus 7 Zeilen, wobei 3 davon in die Brust der Toten geritzt wurden, sodass noch 4 Zeilen übrigbleiben. Jaspari und van Loon sind sich einig, dass die Zeit gegen sie arbeitet, und beschließen, sich zusammenzuschließen, um den Fall zu lösen. Andernfalls sehen sie sich möglicherweise bald mit weiteren vier Leichen konfrontiert, bei denen die fehlenden Verszeilen eingeritzt wurden.

Schaffen Jaspari und van Loon es gemeinsam, den Fall zu lösen, oder kann der Täter das Gedicht vollenden?

„Die Toten von Friesland“ ist der erste gemeinsame Fall des deutsch-niederländischen Ermittlungsteams Marten Jaspari und Iska van Loon. Der 2. Band „Das Blut der Nordsee“ erscheint am 13.03.2024.

Leider weiß ich noch nicht, ob ich die Reihe weiter verfolgen werde, ich denke aber eher nicht, denn ich konnte gleich mit beiden Ermittlern nicht warm werden.

Marten Jaspari ist noch relativ neu in seinem Amt als Kriminalhauptkommissar und entsprechend „heiss“ drauf, den Fall (schnell) zu lösen. Er leidet ein klein wenig an Selbstüberschätzung, was dann auch alsbald offensichtlich wird, denn er stößt bei den Ermittlungen an seine Grenzen. Auch als die 2. Leiche auf Sylt gefunden wird, bringen die Ermittlungen ihn nicht weiter.

Erst nach dem Fund der 3. Leiche und dem Austausch zwischen Jaspari und van Loon kommt Fahrt in die Sache, denn eine Spezialistin für friesische Geschichte kann den Zusammenhang zu einem Gedicht aus dem beginnenden 18. Jahrhundert herstellen. Es handelt sich um „Radbods fjoer“ (Radbods Feuer) und dieses Gedicht besteht aus sieben Versen – ein Gedicht, welches van Loon von ihrem Großvater kennt. Nun beginnt sich der Nebel zu lichten und die beiden Beamten finden heraus, wo es Sinn macht, bei ihren Ermittlungen anzusetzen. Iska van Loon lässt anfangs ein wenig die erfahrene Ermittlerin raushängen und ich empfinde sie als überheblich. Natürlich müssen die beiden Kriminalkommissare erst mal einen gemeinsamen Weg finden, wie sie ihre Zusammenarbeit gestalten, aber für meine Begriffe harmonieren die Beiden nicht miteinander.

Auch die Story selbst konnte mich nicht wirklich begeistern. Für mich war es unmöglich, einen Zusammenhang zwischen den Verszeilen (in Dialekt) und den daraus abgeleiteten Mordmotiven (oder gar dem zu erwartenden Mordopfer) herzustellen. Ich bin also in Gedanken immer nur hinter den Ermittlern hergetrottet und habe die Ergebnisse betrachtet. Die Möglichkeit meine eigenen Gedanken und Vermutungen einzubringen, war hier für mich überhaupt nicht gegeben, denn der friesischen Kultur des frühen 18. Jahrhunderts stehe ich nicht sehr nah.

Meine Meinung ist selbstverständlich subjektiv und deswegen kann es durchaus sein, dass Dir – liebe/r LeserIn dieser Rezension – das Buch besser gefällt als mir.