Rezension

Eher ein Männer-Buch...

Feine Herren - Stephan Pinkert

Feine Herren
von Stephan Pinkert

Bewertet mit 3.5 Sternen

Stephan Pinkerts "Feine Herren" war der erste "Genuss-Krimi", den ich gelesen hab.

Bei den namensgebenden "feinen Herren" handelt es sich um Männer aus der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht: Anwalt, Notar, Arzt, Apotheker, Hochschuldozent, usw.
Leider ist das Verhalten einiger dieser Herren alles andere als fein: eine gemeinsame Schuld aus der Vergangenheit holt sie wieder ein. Eine junge Frau hat ihnen Rache geschworen für den Tod ihres Vaters.
Nach gemeinsamen Weinverkostungen werden die Herren von mysteriösen Symptomen geplagt: blutiger Durchfall, Übelkeit. Der Arzt rät zur Einschränkung des Alkoholkonsums, doch wird das ihre Probleme lösen?
Natürlich spielen auch einige Frauen eine Rolle in diesem Krimi: die Frau des Anwalts zum Beispiel, die aus schierer Langeweile und Trotz einen Job als Kellnerin in einer eher nicht so feinen Braustube annimmt.

"Feine Herren" empfand ich persönlich als ein absolutes Männer-Buch. Der Genussfaktor kam bei mir nicht so wirklich an, was vielleicht auch an den Charakteren liegen mochte: es war oft eher Dekadenz als Genuss. Man kann in diesem Buch so ziemlich jede der sieben Todsünden finden: Völlerei, Wollust, Zorn, usw.
Es werden für meinen Geschmack einfach zu viele Zigarren, Wein und anderer Alkohol erwähnt, dazu noch diverse Affären, Besuche bei Prostituierten und andere menschliche (männliche) Ausschweifungen.
Die Kriminalgeschichte an sich nahm erst so ab der Mitte des Buches richtig Fahrt auf, dann war auch Spannung vorhanden. Überraschende Wendungen und Entscheidungen der Protagonisten sorgten zusätzlich für den nötigen Krimigenuss. Das Ende kam dann für mich leider etwas abrupt und es blieben einige Fragen offen.
Die Charaktere und Schauplätze wurden gut beschrieben, alles wirkte lebendig und durchaus real. Der Schreibstil ist toll, durch viele eingestreute Einblicke in die Gedankenwelt der Personen erhalten die Geschehnisse mehr Tiefe.
Für Wein- und Tabakliebhaber und Kenner der Materie findet sich sicher die ein oder andere tolle Anregung in diesem Buch. Weine wurden eindrucksvoll beschrieben, man konnte sie beinahe schmecken beim Lesen. Auch die Menüs, die beschrieben werden, sind nicht gerade diätförderlich, aber sicher eine Sünde wert.
Am Ende des Buches findet man sehr viele gut recherchierte Tipps zu Hotels, Restaurants und Weingütern.

Fazit: Für genussliebende Männer sicher ein tolles Buch. Als Frau (die sich weder mit Wein, noch mit Tabak auskennt) war dieser Genuss-Krimi eher weniger geeignet. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.