Rezension

Eher Familiengeschichte

Fleisch ist mir nicht Wurst - Über die Wertschätzung unseres Essens und die Liebe meines Vaters zu seinem Beruf - Klaus Reichert

Fleisch ist mir nicht Wurst - Über die Wertschätzung unseres Essens und die Liebe meines Vaters zu seinem Beruf
von Klaus Reichert

Bewertet mit 3 Sternen

Ich bin bekennender Fleischesser und als echtes Dorfkind einer Selbstversorgerfamilie erinnere ich mich gut an die jährlichen Schlachtfeste. Das Schlachten auf dem Dorf natürlich nicht viel mit dem zu tun hat, was heutzutage auf den Großschlachthöfen passiert ist mir bewusst und lässt auch mich meinen Fleischkonsum kritisch sehen. 

Bedingt durch den Klappentext habe ich mir eher ein Sachbuch vorgestellt, das die Familiengeschichte als Rahmen für eine Diskussion rund um das Thema Fleisch als Nahrungsmittel nutzt. Dieser Eindruck hat sich allerdings nicht bestätigt, denn das Buch ist eine Familiengeschichte über mehrere Generationen, die am Rande einige kritische Punkte anspricht. 

Der Schreibstil des Autors ist leicht und eingängig. Der Leser erkennt schnell den professionellen Hintergrund, den der Beruf des Autors mitbringt. Als Drehbuchautor, Ghostwriter und Journalist weiß er ziemlich gut mit Worten umzugehen und Fakten zu recherchieren. Leider sind diese Fakten immer nur kurz im Buch angerissen. Versehen mit Fußnoten und durch weiterführende Links in den Anmerkungen kann der Leser sich dann selbstständig weitere Informationen holen. Mir persönlich war das etwas zu wenig und nicht das, was ich vom Buch erwartet hatte. 

Die Familiengeschichte erzählt der Autor sehr interessant, mit trockenem Humor und sehr ausführlich. Er macht dabei auch keinen Hehl aus den schwierigen Verhältnissen zwischen seinen Eltern, oder zwischen dem Vater und der Familie. Dem Leser wird schnell klar, dass das Geschäft, die Metzgerei, immer an erster Stelle stand. Generationsübergreifend ist das Buch auch stellvertretend für die Entwicklung vieler Familien von der Nachkriegszeit, über die Wirtschaftswunderjahre bis heute. Parallel zur Familie beschreibt der Autor auch die Entwicklung im Umgang mit dem Produkt Fleisch, mit dem Tier, das dem Fleischkonsum vorausgeht und die neue Sichtweise auf diese Form der Ernährung. Er hebt dabei allerdings nicht den moralischen Zeigefinger, bleibt sachlich und fair, nur aber eben zu sehr an der Oberfläche.

Irgendwie bin ich mit völlig anderen Erwartungen an das Buch herangegangen, wurde aber trotzdem gut unterhalten. Einige interessante Punkte wurden angesprochen, die ich sicher auch noch weiter vertiefen werde.