Rezension

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** Eher mittelmäßiges "Glück" **

Mittelgroßes Superglück - Marian Keyes

Mittelgroßes Superglück
von Marian Keyes

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Bücher von Marian Keyes begleiten mich seit nunmehr 10 Jahren. Damals lockte mich das Cover ihres Erstlingswerkes „Wassermelone“ und seitdem las ich nach und nach alle ihre Romane. Natürlich gab es hierbei einige, die mir etwas weniger als andere gefallen haben, aber im Großen und Ganzen liebe ich ihre Romane und fühle mich stets gut unterhalten dadurch.

 

Der Erscheinung des neuen Romans mit dem Titel „Mittelgroßes Superglück“ fieberte ich einige Wochen entgegen. Natürlich war ich gespannt, ob diese Lektüre wieder richtig klasse, oder eher schwächer sein würde. Und so machte ich mich zügig ans Lesen.

 

Zunächst lernt man Stella Sweeney – den Hauptcharakter dieses Buches – kennen. Die Mutter zweier Teenager ist mit Ryan verheiratet, allerdings hatten die Zwei schon glücklichere Zeiten miteinander. Stella arbeitet zusammen mit ihrer Schwester in einem Beautysalon und führt alles in allem ein durchschnittliches Leben. Plötzlich ereignet sich jedoch ein Schicksalsschlag: Stella erkrankt von einem auf den anderen Tag am sogenannten Guillain Barré Syndrom – eine Krankheit, welches die Nervenbahnen im Körper angreift und den ganzen Körper lähmt. Natürlich fühlt sie sich unfassbar hilflos, denn auch ihre Stimme hat sie verloren. Eine Verständigung mit ihrem Mann und ihren Kindern ist zunächst unmöglich. Ryan fühlt sich ebenfalls hilflos, denn den Haushalt und die Kinder hat bisher immer Stella versorgt.

 

Hoffnung keimt auf, als Stella ihren behandelnden Neurologen kennenlernt: Mannix Taylor, den sie bereits vor einigen Monaten bei einem kleinen Autounfall kennengelernt hat. Sie spürt schnell, dass der erfahrene Arzt die Unterstützung geben kann, die sie braucht, um wieder gesund zu werden. Auch er ist es, der mit ihr eine Art „Verständigungssystem“ entwickelt. Mit Hilfe des Alphabetes und blinzelnden Augen von Stella schaffen es die Beiden, Unterhaltungen zu führen. Nach und nach lernen auch Stellas Angehörige, dass sie sich mit der Frau verständigen können. Doch bei niemanden klappt dieses System so gut, wie bei Mannix. Im Laufe der Wochen und Monate kommen sich Stella und der Arzt zwischenmenschlich immer näher – beide fühlen sich auf einer Wellenlänge und Stella muss sich eingestehen, dass sie Gefühle für Mannix entwickelt. Und auch der Arzt scheint jede freie Minute bei ihr verbringen zu wollen – dabei ist er ebenfalls verheiratet…bevor sich etwas Stärkeres zwischen den Zweien entwickeln kann, übergibt der Doc seine Patientin an eine Kollegin.

 

Nachdem sich die Frau nach Monaten wieder zurück ins Leben gekämpft hat, merkt sie, dass die Liebe zu Ryan verflogen ist. Ohne Frage kriselte es schon vor ihrer Erkrankung, doch während ihrer Zeit im Krankenhaus hat sich das Ehepaar komplett auseinander gelebt. Und so bleibt nur ein logischer Schritt: Stella und Ryan trennen sich. Wie es der Zufall so will, taucht wenige Tage später Mannix auf, der um Stellas Herz buhlt. Hin- und hergerissen zwischen schlechtem Gewissen ihren Kindern gegenüber und der Anziehungskraft des Arztes, entscheidet sich Stella dafür, sich auf Mannix einzulassen. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Der Mann beschert ihr mehr oder weniger unfreiwillig ein ganz anderes Leben, denn er hat die „gezwinkerten“ Unterhaltungen während ihres Krankenhausaufenthaltes zu Papier gebracht und in Form eines Buches veröffentlichen lassen. Plötzlich ist Stella nicht mehr die Kosmetikstudio-Teilhaberin, sondern auf dem Weg, eine erfolgreiche Autorin zu werden…

 

Für mein Empfinden hat Marian Keyes in „Mittelgroßes Superglück“ zu viele Faktoren eingebracht. Da wäre zunächst die Geschichte, dass sich Stella und Mannix bereits vor der Erkrankung bei einem Autounfall kennengelernt haben. Dieser Umstand ist für den weiteren Verlauf der Story im Grunde kein wirkliches Muss. Zwar kommen die Erzählungen im späteren Verlauf hin und wieder noch einmal darauf zurück, diesen Handlungsstrang hätte man dennoch getrost weglassen können.

 

Plötzlich erkrankt Stella an einer seltenen Krankheit, was bei mir als Leserin Interesse weckte. Die Zeit im Krankenhaus wird zwar recht ausführlich dargestellt, jedoch hätte ich mir hier ein wenig mehr „Tiefe“ vorstellen können. Sprich, die Besuche der Angehörigen, die Behandlungen von Mannix oder einfach die Gefühle der Frau hätten noch detaillierter erwähnt werden können. Stattdessen wirkte die monatelange Erkrankung – die ja eigentlich eine spannende Grundlage bot -  lediglich als Zwischenschritt in der Story dieses Buches.

 

Das Hauptaugenmerk dieses Romans liegt im Grunde auf dem Abenteuer „New York“. Stella ist plötzlich Buchautorin, obwohl das veröffentlichte Buch lediglich eine Zusammenfassung ihrer gezwinkerten Sprüche und Weisheiten während ihrer Erkrankung ist. Um den Erfolg weiter auszubauen, wagt sie mit Mannix und ihren Kids den Weg in die USA. Ein stressiges und nervenaufreibendes Leben beginnt. Und nicht alle gönnen ihr den Erfolg. Nach und nach bleibt vor lauter Arbeit auch die Beziehung zu Mannix auf der Strecke…

 

Alles in allem wurde ich zwar gut unterhalten, konnte die Lektüre flüssig lesen und fand auch nach Unterbrechungen immer schnell wieder in die Story hinein. Insofern hat die Autorin ihr Ziel erfüllt, allerdings sprang der sogenannte „Funke“ beim Lesen nicht so richtig über. Meiner Meinung nach wird Stellas Leben zwar als stressig und unvorhersehbar dargestellt, die Erzählungen plätschern für mein Empfinden aber eher vor sich hin. Ich glaube, Marian Keyes hätte sich einen größeren Gefallen getan, hätte sie lediglich die Krankheit, sowie die anschließende Beziehung zu ihrem behandelnden Arzt in den Fokus gerückt. Damit möchte ich nicht sagen, dass es sich um einen schlechten Roman handelt, allerdings gefällt mir „Mittelgroßes Superglück“ eher nur mittelmäßig – gerade auch im Vergleich zu ihren bisherigen Büchern.