Rezension

Ehrlich, derb und komisch zugleich

Fische
von Melissa Broder

Bewertet mit 4 Sternen

Die 39-jährige Lucy rutscht immer weiter in eine Depression, ihr Freund hat sich von ihr getrennt und die Uni droht die Gelder zu sperren, da sie schon seit einer Ewigkeit promoviert. Um Abstand zu gewinnen, nimmt sie das Angebot ihrer Schwester an, sich während ihrer Abwesenheit um das Haus in Venice Beach und den Hund zu kümmern. Doch weder eine Selbsthilfegruppe noch unzählige Dates bringen Klarheit oder Erfüllung in ihr Leben, bis sie am Strand dem Meermann Theo begegnet...

Melissa Broder hat einen unterhaltsamen, realitätsnahen und zugleich magischen Roman über Liebe und Sexualität geschrieben. Die Geschichte einer verzweifelten und desillusionierten Frau auf der Suche nach Nähe, streckenweise recht vulgär, aber dabei so entwaffnend ehrlich und selbstironisch, dass es schon wieder komisch ist. Gekonnt flechtet Broder die fantastischen Elemente in die Handlung ein und lässt sie dabei so alltäglich und unbedeutend erscheinen, dass man sie als gegeben akzeptiert.
Ein moderner und experimenteller Roman, der zwischenmenschliche Beziehungen schonungslos ausleuchtet, mit einer egozentrischen Protagonistin, die mit trockenem Humor und einem ungeschönten Blick auf ihre Umwelt, den Leser für sich einnimmt.
Lebensnah, emotional, manchmal befremdlich, aber stets unterhaltsam.