Rezension

Ei komplexer Krimi, bei dem wenig so ist wie es scheint

Zürcher Glut -

Zürcher Glut
von Gabriela Kasperski

Bewertet mit 5 Sternen

Botschafter Stephan Keller soll während des Weltwirtschaftstreffen in Davos einen Preis, für ein von ihm unterstütztes Projekt erhalten. Zuvor gibt er in seinem Zürcher Patrizierhaus einen Empfang. Ausgerechnet jetzt bricht ein Brand aus und die illustren Gäste müssen evakuiert werden. Schnell stellt sich heraus, dass der Brand an zwei verschiedenen Stellen ausgebrochen ist, also gelegt worden ist. Sonderermittler Werner Meier und die Polizei beginnen zu recherchieren und müssen erkennen, das sich die Gäste des Botschafters hinter ihrer diplomatischen Immunität verstecken. Niemand hat etwas gesehen oder gehört. Kundert, der Schornsteinfeger, der das Viertel wie seine Westentasche kennt, zählt zu den Hauptverdächtigen. Doch der bauernschlaue Mann ist der Polizei immer einen Schritt voraus.

 

Neben diesem Schauplatz in Zürich gibt es einen nicht minder komplexen und fesselnden: Zita Schneyder, Meiers Ehefrau, ist wegen ihrer Genderstudien in London und soll in einer Hauruck-Aktion Pola und ihren vierjährigen Sohn nach Zürich mitnehmen, denn eine anfangs nicht näher erkennbare, Gefahr bedroht das Leben der beiden.

 

Meine Meinung:

 

Dieser Krimi, der an der Schwelle zu Thriller kratzt, ist der 7. aus der Reihe Schneyder & Meier. Für mich war es der Erste dieser Serie, die uns in die tiefwinterliche Schweiz verschlägt.

 

Die beiden Haupthandlungen, nämlich der Feuerteufel in Zürich und die Flucht von Pola und Henri aus London, scheinen zu Beginn so gar keinen Zusammenhang zu haben. Doch langsam, subtil und fesselnd werden die Berührungspunkte der Handlungsstränge aufgedeckt.

 

Wir begegnen skurrilen Typen wie dem Ruedi Kundert, einem Faktotum, das aus der Zeit gefallen scheint und um jeden Preis Anerkennung finden möchten und der snobistische Botschaftsschickeria, die sich hinter ihrer Immunität verschanzt. Daneben werfen wir noch einen Blick auf sogenannte „Schlupfhouses“, die in Bedrängnis geratenen Frauen, Unterschlupf gewähren. Hier sieht es für mich so aus, als ob nur bestimmte Frauen aufgenommen werden, nämlich jene mit akademischer Bildung, denen ihr Anteil an ihren wissenschaftlichen Arbeiten vorenthalten werden. Das ist ebenso Gewalt an Frauen, wie Handgreiflichkeiten aller Art.

 

Der Schreibstil ist, wie von der Autorin, die ich aus einer anderen Reihe kenne, fesselnd, jedoch durch zahlreiche Schweizer Ausdrücke nicht für jedermann gleich leicht lesbar. Ich mag das Schwyzer Dütsch. Einzig über „DAS“ Tram bin ich immer wieder gestolpert.

 

Mit den Charakteren habe ich mir ein wenig schwergetan, was aber möglicherweise an meine Unkenntnis der Vorgänger geschuldet ist. Zwar werden immer wieder Informationen zu den früheren Büchern eingeflochten, die aber natürlich nicht immer erklären können, warum Werner Meier so reagiert, wie er eben tut.

Besonders Pola ist mir unangenehm aufgefallen, weil sie die Hörbeeinträchtigung ihres vierjährigen Sohnes Henri negiert. Henri ist ein Lichtblick, der altklug aus der Wäsche schaut. Dass er als Spurenleger missbraucht wird und Colafläschchen, wie einst Hänsel und Gretel verteilt, macht zu einer kleinen, aber wichtigen Hauptfigur.

 

Fazit:

 

Wer einen komplexen Krimi lesen will, ist hier richtig. Ich empfehle (auch mir) die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.