Rezension

ein absolut realistisches und schockierendes Weltuntergangsszenario

Die Welt, wie wir sie kannten - Susan Beth Pfeffer

Die Welt, wie wir sie kannten
von Susan Beth Pfeffer

Zitat:
„Ich weiß nicht, ob die ganze Aufregung gerechtfertigt ist, aber verglichen mit dem Rest meines Lebens ist es wenigstens mal was anderes.“
(S.22)

„Es war immer noch unser Mond, einfach ein großer toter Felsbrocken am Himmel, aber er sah nicht mehr so harmlos aus. Er sah ganz plötzlich zum Fürchten aus und man konnte spüren, wie um uns herum die Panik wuchs.“
(S.31)

„Und dann fing sie an zu weinen. Das war vor zwei Stunden. Ich glaube nicht, dass sie inzwischen aufgehört hat.“
(S.56)

Inhalt:
Miranda, 16, lebt ihr Leben an der Highschool. Die Eltern haben sich vor Jahren getrennt. Ihr Vater bekommt mit seiner neuen Frau ein Baby. 

Die Nachrichten, dass auf dem Mond ein Asteroid einschlagen wird, rücken fast in den Hintergrund. Doch als es soweit ist, werden alle von der Realität eingeholt. Der Einschlag auf dem Erdtrabanten verändert seine Umlaufbahn. Die Gezeiten geraten durcheinander. Ganze Landstriche versinken im Chaos. Als ob dies nicht schon genug wäre, steigt die Aktivität längst vergessener Vulkane drastisch an. Die Asche verdunkelt den Himmel, die Temperaturen sinken.

Auch Mirandas Umfeld verändert sich zusehends. Stromausfälle sind an der Tagesordnung. Nichts ist mehr normal. Wie lange werden die Vorräte der Familie reichen? Miranda wird mit ihrer Mutter und den zwei Brüdern Matt und Jonny mehr und mehr von der Außenwelt abgeschnitten. Es ist keine Frage, wer überlebt, sondern… Wer stirbt zuerst?

Meinung:
„Die Welt wie wir sie kannten“ hat eher zufällig den Weg zu mir gefunden. Das Buch stand nun auch schon eine ganze Weile in meinem Regal. Immer kam etwas anderes dazwischen. Doch die Beschreibung und der Klappentext hatten mich so neugierig gemacht, dass ich nun endlich wissen wollte, was es mit der Geschichte auf sich hat. 

Die ersten Seiten führten mich vorerst beruhigend in die Geschichte ein. Ich lernte Miranda und ihren Tagesablauf kennen. Erfuhr, wie sich ihre Familienverhältnisse darstellten. Und bekam nebenbei die Information, dass zwei Ereignisse anstehen. Und zwar erwartet die neue Frau von Mirandas Vater ein Baby. Und auf dem Mond wird ein Asteroid einschlagen.

Das Vaterglück von Mirandas Vater war letztendlich für alle Betroffenen doch eine erfreuliche Entwicklung. Beim Asteroiden-Einschlag auf dem Mond jedoch schieden sich die Geister. Immerhin ist der Mond ja einiges von der Erde entfernt. Dennoch hatte ich beim Lesen der Seiten und des gefühlten Desinteresses zu diesem kosmischen Vorkommnis schon so eine vage Vorahnung. Auch wenn die Erde nicht direkt von einem Einschlag betroffen sein würde, sollte sich niemand in Sicherheit wiegen.

Und es kam, wie es kommen musste. Durch den Einschlag auf dem Mond ändern sich plötzlich alle bisher geltenden Gesetzmäßigkeiten. Der Mond beeinflusst mit einer durch den Treffer geänderten Umlaufbahn maßgeblich die Gezeiten auf der Erde. Sturmfluten sind an der Tagesordnung. Durch die enorm gestiegene Anziehungskraft werden längst erkaltete Vulkane wieder ins Leben gerufen. Die Chaosspirale steigt und steigt. Aschewolken verdunkeln den Himmel. Und damit sinkt die Temperatur merklich.

Susan Beth Pfeffer erschafft mit ihrer Geschichte eine Weltuntergangsvision, wie sie sich realistischer kaum anfühlen könnte. Nüchtern lässt sie Miranda in Tagebuchform erzählen, wie sich ihre bisher gefühlt heile Welt nach und nach verändert. Die in meinem Kopf beim Lesen entstandenen Schwarz-Weiß-Szenarien fühlten sich glaubhaft, ja sogar erschreckend an. Die Autorin spart nichts aus, sie beschönigt weder Handlungen der Charaktere noch spielt sie Gefahren in irgendeiner Weise herunter. Der Schreibstil insgesamt war sehr angenehm zu lesen und machte mich immer neugierig auf die folgenden Seiten.

Ihren Charakteren verlieh Susan Beth Pfeffer mit fortschreitender Geschichte wirkliche Tiefe. Ich nehme hier zum Beispiel Miranda. Hatte ich Miranda anfangs noch als idolverherrlichendes Teenie-Girl kennengelernt, setzt sie ihre Schwerpunkte fortlaufend genauer an. Sie weiß, trotz einiger Ausreißer, was in dieser Situation wichtig ist. Schön fand ich, dass sie sich nie etwas schönredet, sich einordnen kann, dabei eigene Ideen aber niemals aus dem Auge verliert. Durch die Erzählung aus ihrer Sicht konnte ich mich mehr und mehr in ihre Welt hineindenken, ich konnte sie und ihr Handeln ganz einfach verstehen. Miranda wurde damit für mich wirklich authentisch. 

Zugegeben, die Handlung selbst strotzt natürlich nicht vor atemberaubender Spannung auf hohem Level. Auch einige Längen ließen sich mitunter nicht vermeiden. Dennoch fühlte sich die Geschichte für mich greifbar und real an, so dass ich es nicht zulassen konnte, das Buch zur Seite zu legen. Hautnah fühlte ich die sich ausbreitende Entbehrung, befand mich in Notsituationen und hoffte immer mit den Charakteren. 

Mit dem Ende der Geschichte konnte die Autorin die Handlung wirklich in sich abrunden. Hatte ich nun schon fast keine Hoffnung mehr, gab mir Susan Beth Pfeffer einen kleinen Schimmer am Horizont. Obwohl es mehrere Bände der Reihe geben wird, wirkte dieser erste Teil für mich in sich abgeschlossen. Insofern kann ich „Die Welt wie wir sie kannten“ nun wirklich zufrieden zurück ins Regal stellen.

Urteil:
Mit „Die Welt wie wir sie kannten“ wird ein Szenario erschaffen, wie es sich realistischer kaum abspielen kann. Hoffnung und Zusammenhalt im Kontext mit realen Gefahren und Überlebenswillen haben mir einen Lesegenuss beschert, der sehr guten 4 Büchern definitiv gerecht wird.

Wer wissen will, wie sich ein realistisches Weltuntergangsszenario anfühlt, sollte dieses Buch lesen. Für alle, die zwischen Hoffnung und Bangen bestehen können, sich niemals aufgeben und dem Weltuntergang entgegentreten können.

Die Reihe:
1. Die Welt wie wir sie kannten
2. Die Verlorenen von New York
3. Das Leben das uns bleibt
4. Originaltitel: The Shade oft he Moon

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