Rezension

Ein Actionfilm in Bücherform...

Realmord - Ralph F. Wild

Realmord
von Ralph F. Wild

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Geschichte:
Der Milliardär Frank Mellendorf gönnt sich zwei Wochen Urlaub an der wunderschönen Côte d´Azur und trifft sich dort mit seinem langjährigen guten Freund Michael McLorey, seines Zeichens berühmter Hollywood-Regisseur.
Noch ahnt er nicht, dass diese Reise sein Leben für immer verändern wird. Nach einer durchzechten Nacht erwacht Mellendorf neben zwei hübschen jungen Damen und kann sich an nichts erinnern. Doch das soll sich noch als sein geringstes Problem herausstellen, denn wenig später findet er beim Betreten seiner Luxussuite eine grausam zugerichtete Leiche in seinem Bett.
Alle Indizien deuten auf Mellendorf und so verliert er bei einem Verhör die Nerven und flüchtet vor der Polizei. Das alles wird minutiös von Kameras begleitet, doch davon ahnt Mellendorf zunächst nichts. Bald wird klar, wer der eigentliche Drahtzieher hinter dem grausigen Verbrechen ist. Es beginnt eine mörderische Hetzjagd, doch nicht nur Mellendorf ist das Ziel eines verrückten Killers…

Meine Meinung:
Ralph F. Wilds Debütroman “Realmord” ist ein rasantes, blutiges Werk, man könnte es gut als “buchgewordenen Actionfilm” bezeichnen. Angesichts der Thematik, die er gewählt hat, ist das natürlich sehr passend. Hauptfigur ist schließlich – neben dem Opfer Frank Mellendorf – der exzentrische und größenwahnsinnige Regisseur Michael McLorey, der sich mit einem sprichwörtlich mörderischen Film ein ewiges Denkmal setzen will.
Der Leser wird sehr schnell mitten in diesen Wahnsinn hineingezogen, es gibt kein großes Vorgeplänkel. Überhaupt sucht man in diesem Buch langatmige Passagen vergeblich, man hat eher das Gefühl, manchmal etwas durch die Handlung gehetzt zu werden, aber auch das kennen wir aus Actionfilmen: schnelle Szenenwechsel, keine Zeit zum Durchatmen, ein Ereignis jagt das nächste.
Die Charaktere sind ganz gut gezeichnet, aber vor allem Frank Mellendorf hätte noch etwas mehr Tiefe vertragen, so dass man sich besser mit ihm solidarisieren kann. Er ist zwar nicht unsympathisch, aber auch kein Protagonist, mit dem man von Herzen mitfiebern kann. Diesen Part übernimmt eher einer der Polizisten… Der Bösewicht in der Geschichte ist ja eigentlich Michael McLorey, doch die wirklich blutigen Aufgaben übernimmt ein Mann, dessen Charakterisierung mir recht gut gefallen hat: Viskeletti. Ein Mann, der über Leichen geht und im Laufe des Buches auch einige Kollateralschäden zurücklässt.
Um auf den Actionfilm zurück zu kommen: das Buch kann man sich durchaus als Drehbuch vorstellen. Die Szenen kann man sich gut visualisieren, besonders wenn man schon selbst das Vergnügen hatte, in Cannes und Umgebung Urlaub zu machen.
Besonders zum Ende hin schlittert der Leser von einer Verfolgungsjagd in die nächste, es häufen sich Entführungen und Morde, Verrat und Verführung verwirren die Sinne und man stellt sich die Frage, wer denn nun gut oder böse ist. Überraschende Wendungen und eine zarte Liebesgeschichte runden die Geschichte ab.
“Realmord” ist ein wirklich gelungenes Debüt, das zwar hin und wieder stilistisch noch etwas “unrund” daherkommt, aber die Story ist gut durchdacht und wird durchaus spannend und vor allem rasant erzählt.
Man darf das Buch, auch wenn es der Titel vielleicht impliziert – allerdings nicht mit zu großen Erwartungen an Realismus lesen, denn oft sorgen schier unglaubliche Zufälle dafür, dass die Handlung funktioniert. Wenn man es aber als “Actionfilm in Bücherform” liest, dann kann man dem Autor so manche Unebenheit nachsehen.

Fazit:
Ralph F. Wild ist ein Autor, dessen Schaffen man im Auge behalten sollte. Sein Debüt “Realmord” ist ein rasanter Actionfilm in Bücherform, der mit einer ungewöhnlichen Idee und einer dichten Story gut unterhält.