Rezension

Ein allerlerletzter Tanz auf dem Vulkan

Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna -

Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
von Eugen Ruge

Bewertet mit 5 Sternen

Der allerletzte Tanz auf dem Vulkan

 

Autor Eugen Ruge erzählt eine Geschichte von Dekadenz, von Populisten und einem, der mehr erreichen will, als ewig Sklave zu bleiben.

 

Jowna oder Josse imitiert die aktuellen Machthaber, lernt verbissen Griechisch und liest Philosophen, um mitreden zu können. Er macht sich die Trägheit der Menschen und deren Kurzzeitgedächtnis zunutze. Er schart zahlreiche Anhänger, unter ihnen hauptsächlich Arbeitslose, Gauner und andere Erfolglose um sich. Zu Beginn seiner „Karriere“ weist er auf den möglichen Ausbruch des Vulkans hin, was aber niemand hören will. Dann ändert er seine Meinung und ruft die Bürger Pompejis zum Bleiben auf, obwohl er sie zuerst zum Fortgehen überreden wollte.

 

Obwohl man Ärger über den Verlust so mancher Annehmlichkeit verspürt (die öffentliche Thermen sind aufgrund geborstener Wasserleitungen nicht benutzbar), will man den Kassandra-Rufen des Jowna nicht wirklich folgen. Man müsste da das bequeme Leben schon aufgeben. Aber, wie man weiß ist der Mensch ein Gewohnheitstier und so nehmen nur die wenigsten die Warnungen vor dem Monte Summa, wie man den Gipfel des Vulkans nennt, ernst. Selbst Jowna ist nach seinem 180°-Schwenk nicht bereit, die rechtzeitig zu verlassen. Nur wenige entkommen dem Inferno wie wir wissen.

 

Meine Meinung:

 

Dieser historische Roman hat mir sehr gut gefallen, spielt er doch im antiken Pompeji, kurz vor dem Ausbruch des Vesuvs, der die Stadt bekanntlich zerstört hat.

 

Der Roman ist eine Beschreibung von Sein und Schein, mehr Satire als Berichterstattung. Natürlich werden hier alle möglichen Vorurteile der Zeit ausgewalzt: Die Christen waren’s! Dabei hält uns Autor Eugen Ruge einen blank polierten Spiegel vor Augen. Korruption und politische Agitation, wohin man schaut.

 

Herrlich sind die Charaktere beschrieben - hier werden alle Klischees bedient! Der populistische Jowna, der lange Zeit Erfolg hat, um letztlich über seine eigenen Füße zu stolpern oder Livia, eine reiche wie intrigante Strippenzieherin, die die Gerüchte um den bevorstehenden Ausbruch des Vulkans ernst nimmt.

 

Gut gefällt mir, dass Eugen Ruge nicht die Geburt Christi als Zeitrechnung hernimmt, sondern „ab urbe condita“ (also „nach der Gründung der Stadt Rom“) rechnet. Ein bisschen hätte er noch auf den julianischen Kalender achtgeben können und statt 28. Februar die richtigen Kalenden nehmen können, aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne.