Rezension

Ein außergewöhnlicher Abschluss

Ich brenne für dich - Tahereh Mafi

Ich brenne für dich
von Tahereh Mafi

'Ich bin ein Stundenglas.' (Erster Satz)
Das Letzte an das sich Juliette erinnern kann ist, dass Anderson ihr in die Brust geschossen hat. Aber sie ist nicht tot und als sich ihre ihre Augen öffnen, sieht sie Warner. Viel Zeit zum entspannen bleibt ihr jedoch nicht, denn bevor sie wieder bei Kräften ist, muss sie der Wahrheit ins Gesicht blicken: Omega Point ist ausgelöscht und alle ihre Freunde mit ihm.
Dennoch kann sie es nicht glauben und muss es mit eigenen Augen sehen. Und plötzlich wendet sich das Blatt und sie trifft Kenji. Nun muss sie sich entscheiden und zwar für ihre Freunde oder für Warner, der ihr das Leben gerettet hat. Aber sie kann keine Entscheidung treffen, bevor sie nicht endgültig die Augen öffnet und ihrem Charakter freien Lauf lässt.

Rezension
Nur wenige Wochen vor diesem einzigartigen Reihenabschluss, durfte ich 'Vernichte mich' aus Adam's Sicht lesen und habe auch deshalb einen sehr flüssigen Einstieg gehabt. Dennoch war ich ziemlich froh darüber, die Welt wieder aus Juliette's Sicht erleben zu dürfen, da diese auch noch nach zwei Teilen immer wieder für Überraschungen gut ist. Zum einen liegt das Wohl daran, dass Juliette zunächst ein sehr in sich gezogener Charakter ist, der viel nachdenkt und selten unüberlegt handelt. Natürlich hat auch sie Momente in denen sie sich von ihren Gefühlen und ihrem Instinkt leiten lässt, aber wer hat diese Momente nicht?
Und auch in diesem Buch durchläuft Juliette eine große Entwicklung, die unvermeidbar scheint, nachdem sie in der Zeit ihrer Gefangenschaft nicht aus sich heraus kommen konnte. Deshalb ist es auch so faszinierend, dass sie in so kurzer Zeit so an Stärke, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gewinnt und dabei merkt, dass sie sich weder verstecken muss, noch jemanden braucht der sie beschützt. Das alles verleit ihr eine Tiefe, die ich bei kaum einem anderen Protagonist erleben darf. 
Der Grund dafür, dass sie so ist wie ist, sind aber natürlich die Menschen um sie herum. Vor allem fallen da Kenji, Adam und Warner auf. Doch nicht immer sind es positive Momente, die Juliette mit ihren Mitmenschen teilt. Dabei hat sie schon so viel Leid in ihrem Leben erduldet. 
Wobei Kenji ein großartiger Freund ist, Juliette in all ihren Entscheidungen unterstützt und ihre Bedürfnisse sogar vor seine eigenen stellt. Eben wie man sich einen besten Freund vorstellt. 
Da bereiten ihr Adam und Warner ihr schon weit mehr Kummer, obwohl sie beide behaupten, sich Sorgen um sie zu machen. Das gehört aber wohl zu tiefgründigen Charakter, die gar nicht perfekt sein können. Vor allem fällt da ihre Sturheit auf, wobei es aber auch einige Unterschiede zwischen ihnen gibt. Denn Adam ist der typische Beschützer, deshalb kommt er auch mit der selbstbewussten Juliette nicht klar, denn ihr Bedürfnis nach jemanden, der ihr den Rücken stärkt ist plötzlich viel höher, als nach jemand der sie beschützt. Warner dagegen versucht immer das Beste für Juliette rauszuschlagen, bevor er an seine Bedürfnisse denkt. Auch wenn seine Methoden erschreckend und nicht immer moralisch vertretbar sind.
Als Leser sollte man sich jedoch auf jeden Fall auf ein Auf und Ab der beiden einstellen und sich nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen und bis zum Ende offen für neues sein.
Ganz im Gegensatz zur Handlung, die schon zu Beginn auf ein gewisses Spannungsniveau gebracht wird und in einem angenehmen Tempo kontinuierlich ansteigt. Denn die Autorin servierte uns das Finale nicht Schlag auf Schlaf, lässt uns dafür aber auch kaum Pausen zum durchatmen. Und dabei nimmt die Handlung auch noch eine ganze andere Richtung auf als ich erwartet habe und überraschte vor allem zum Schluss hin. Dennoch war es eine willkommene Abwechslung, die das Buch erfolgreich von anderen Dystopien und Jugendbüchern unterscheidet, auch wenn meine Gedanken immer noch bei einem alternativen Verlauf, den ich mir ausgemalt habe, kreisen.

Fazit
Natürlich bin ich alles in allem sehr zufrieden mit dem Buch und seiner Handlung, auch wenn ich mir einiges anders ausgemalt habe, denn Tahereh Mafi hat mir nicht nur Spannung, sondern auch einen strafen roten Faden geboten, der mit einer grandiosen Entwicklung und Tiefgründigkeit der Protagonistin einherging und für die ein oder andere Überraschung sorgte.
Natürlich bin auch traurig, dass es schon vorbei ist, und es schwingt auch ein wenig Enttäuschung mit, dass dieser gewaltige Höhepunkt gefehlt hat, der zu jedem Finale gehört, dennoch erinnere ich mich gerne an die Juliette zurück, die Warner aus der Anstalt geholt hat und kann dabei immer wieder über ihre Entwicklung zu einer tollen, selbstbewussten und vorbildlichen Frau lächeln.