Rezension

Ein beängstigendes Szenario aus der Finanz- und Börsenwelt

Quantum Dawn - Thore D. Hansen

Quantum Dawn
von Thore D. Hansen

Nomen es Omen – möchte man bei dieser Titelwahl sagen.

Ist doch „Quantum Dawn“ auch die Bezeichnung für zwei bereits durchgeführte Großversuche in den USA, wie die Börsen und Finanzmärkte dieser Welt auf Cyberangriffe reagieren würden. Alle Beteiligten, in der realen Welt wie auch in diesem Roman, wissen ganz genau, dass sich das Geschehen an den Börsen mehr als verselbstständigt und der Mensch nur noch scheinbar die Kontrolle darüber hat. Vielmehr handeln mittlerweile ausgeklügelte Computerprogramme mit immer wieder verfeinerten Algorithmen ohne menschliches Zutun, sie kaufen und verkaufen in Sekundenbruchteilen, reagieren auf jede Nachricht in den Agenturen dieser Welt und bleiben trotz ausgeklügelter Sicherheitsmaßnahmen auch ein steter Schwachpunkt dieses Systems.

Rebecca Winter, ehrgeizige und erfolgreiche Polizistin bei Scotland Yard, ermittelt in einem ungeklärten Todesfall. Hat sich der aufstrebende Investmentbanker selbst das Leben genommen, soll es nur so aussehen oder wurde er ermordet? Fest steht nur, dies ist nicht der erste und mysteriöse Todesfall in dieser Berufsgruppe. Erik Feg, BND-Agent und Kryptologe, soll gemeinsam mit Rebecca diesen Fall untersuchen, doch lange Zeit ist nicht wirklich klar, auf wessen Seite Feg eigentlich steht? Gezeichnet von seinem Lebenswandel – zu viel Alkohol, zu viel Nikotin und andere Drogen und zu wenig Schlag, scheint er mal Partner, mal Gegenspieler Rebeccas zu sein. Und Rebecca Winter selbst ist auch kein einfacher Mensch, mit ihr zusammenzuarbeiten ist auch für ihre Kollegen im Yard eine tägliche Herausforderung.

Die beiden ermitteln mal offen, mal heimlich in London, in Brüssel oder Hamburg. Oder zur Abwechslung auch mal auf einer Luxusyacht im Mittelmeer. Sie befragen u. a. die ganz Großen der Finanzwelt und wissen eigentlich nie, ob sie Feind oder Freund vor sich haben. Offensichtlich gibt es einen Kreis sehr einflussreicher Investoren, die den Auswüchsen an den Börsen dieser Welt ein Ende setzen wollen, aber haben sie wirklich mehr im Auge als den eigenen Vorteil?

Thore D. Hansen hat ganz offensichtlich ein großes Insiderwissen  und schreckt auch nicht davor zurück, im Rückblick auf die Finanzkrise mit echten Namen, Personen und Unternehmen, zu operieren. Erschreckend war dabei in meinen Augen, wie viele der Akteure, die den Zusammenbruch damals zu verantworten hatten, heute offensichtlich wieder in einflussreichen politischen Ämtern sind. Gern gebe ich zu, dass ich die vielen finanz- und börsentechnischen Details längst nicht alle verstanden habe, das ist aber auch gar nicht erforderlich. Eines versteht man in jedem Fall. Dieses System ist durch und durch krank und überzogen, nützt keineswegs der Welt und der Mehrheit der Menschen, sondern nur einigen Wenigen. Und  - längst sind die Politiker nur noch Marionetten der Geldindustrie. Auch wenn man es längst geahnt hat, hier wird einem dies mit einer Gewissheit vor Augen geführt, die schon wieder beängstigend ist, weil man sehr genau sieht: hier gibt es kein Anhalten mehr.
Spannung pur – nicht nur für Männer.