Rezension

Ein Bergbauernleben

Stockinger - Dieter Weißbach

Stockinger
von Dieter Weißbach

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Sonne, hocherfreut von der unerwarteten Unterstützung, verdoppelte sogleich ihre Anstrengungen. Millionenfach brachte sie den Winter in den nächsten Tagen und Wochen kleine und große Wunder bei...“

 

Alfons Stockinger hatte sich gerade mit Swetlana vergnügt, da bricht er zusammen. Mit Verdacht auf Schlaganfall kommt er in die Klinik. Dort hat er Zeit, Rückblick auf sein Leben zu halten.

Der Autor hat auf fesselnde Art und Weise das Auf und Ab im Leben eines Bergbauern erzählt. Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Die unterscheiden sich nicht nur durch die behandelnden Lebensjahre, sondern auch im Schreibstil.

Im ersten Teil erinnert sich Alfons an seine Kinderjahre. Der Vater war nur am Wochenende zu Hause. Er arbeitete in Südtirol auf einer Baustelle. Dadurch entsteht eine starke Bindung zwischen Mutter und Kind. Dieser Teil ist etwas sexlastig. Klar wollen die Jungen ihren Körper erkunden, doch weniger wäre mehr gewesen. Sehr schön beschrieben werden die gemeinsamen Wanderungen von Vater und Sohn, an denen sich die Mutter kaum beteiligt.

Der Tod der Mutter wird Alfons` Leben bis ins hohe Alter überschatten.

Im zweiten Teil heiratet Alois und ich als Leser darf dem eher geruhsamen Leben zusehen. Seine Frau Katharina nimmt das Zepter schnell in die Hand, erkennt die Zeichen der Zeit und sorgt für bescheidenen Wohlstand. Alfons lässt sie machen, bleibt aber Bauer. Sehr deutlich wird das harte Leben der Bergbauern dargestellt. Dieser Teil zeichnet sich durch poetische Landschaftsbeschreibungen aus. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Gekonnte gewählte Adjektive, eine Folge von Aufzählungen und passende Metapher zeigen, dass der Autor das Spiel mit Worten ausgezeichnet beherrscht. Das Leben läuft in dem Abschnitt ohne wesentliche Höhepunkte. Und doch wird deutlich, dass die gesellschaftlichen Veränderungen auch das Leben in den Bergen ändern. So zieht es die Kinder zur Arbeit ins Hotel, nicht auf den Bauernhof.

Zum Inhalt des letzten Teiles möchte ich nur wenig sagen. Es sind entscheidende Jahre im Leben Alois`, die ihn für immer ändern. Im Gegensatz zu den vorherigen Abschnitten, wo Alois fast wortkarg war, gibt es nun aussagekräftige Dialoge. Dadurch lerne ich unter anderen das Leben und die Sehnsüchte von Alois` Nachbarn Peter kennen. Swetlanas Lebensbeichte dagegen würde jeden Thriller bereichern.

Eingebettet in Alois` Geschichte sind weitere Lebensbilder. Kurze Rückblicke auf seinen Vater und Großvater und die Lebensgeschichten seiner Frauen gehören dazu.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Beeindruckt war ich vor allem von den ausgefeilten und abwechslungsreichen Schriftstil, der die innere Spannung der Geschichte unterstützte.