Rezension

Ein Blick hinter die Fassaden

Das Fest des Windrads - Isabella Straub

Das Fest des Windrads
von Isabella Straub

Bewertet mit 4 Sternen

Greta ist beruflich auf dem Weg nach San Marino um ihre Karriere voran zu treiben, doch ihr Zug bleibt mitten auf der Strecke liegen - auf dem Land beim kleinen Städtchen Oed. Es wird ein längerer Aufenthalt für sie und ihr wird klar, dass nicht alles so ist wie es zu sein scheint.  Sie ist Anfang vierzig, nicht verheiratet, karriereorientiert, hat wechselnde Beziehungen zu verheirateten Männern und nun nicht nur sprichwörtlich gestrandet.

In Oed wohnt u.a. auch der Taxifahrer Jurek, geschieden, Vater einer erwachsenen Tochter, die plötzlich wieder vor seiner Türe steht, mit dem angehenden Schwiegersohn. Jurek, der in Oed geboren wurde, sich aufgemacht hatte in die große Stadt um zu studieren. Doch seine Frau wollte ein Leben auf dem Land. Ein Haus, ein Garten, ein Kind. Doch lange hat sie es nicht dort ausgehalten. Jurek hingegen konnte sich kein zweites Mal aufraffen um den Ort zu verlassen.

"Das Fest des Windrads" ist so erfrischend anders, er strotzt vor schwarzem Humor, vor skurrilen Menschen und vor allem gelingt es Isabella Straub hinter die Fassaden von scheinbar so glücklichen  Menschen zu schauen.

Im Vordergrund stehen die beiden Protagonisten Jurek (" Er fragt sich, weshalb er sich immer nach den anderen richtet, weshalb es nie umgekehrt ist", S. 134) und Greta ("Alles schien sie auf einmal zu hintergehen, die Sonne und auch der Mond, der sie immer öfter wach hielt" S. 30). Beide stehen an einem Scheitelpunkt, beide wissen nicht, wie es weitergehen soll. Während Jurek endlich mal aktiv wird, wird Greta getrieben von Entscheidungen von anderen, verfällt in eine Schockstarre, aus der sie sich lösen muss.
Es ist keine Geschichte, die die beiden zusammen treibt, sondern eine Geschichte, die sich um den kleinen Ort Oed dreht, um seine Bewohner, bei denen es hinter den Fassaden oft anders aussieht, als man meint. Greta und Jurek sind dabei zwei Menschen, aus deren Sicht wir alles beobachten dürfen. Abwechselnd erzählt Isabella Straub aus Sicht der beiden.

Es geht um eine knappe Woche, eine Woche, in der sich einiges ändert, nichts weltbewegendes, aber dennoch ist eine Veränderung zu spüren.
Gefallen hat mir besonders das Groteske an der Geschichte, die vielen manchmal scheinbar übertrieben gezeichneter Menschen, die den Weg von Jurek und Greta kreuzen, bei denen man sich aber dennoch fragen muss, wie weit existieren solche Menschen dennoch unter uns.
Der Roman hat solche Existenzen auf die Spitze getrieben, in ihrer Häufung wirken sie skurril.  Aber mir hat es gefallen.

Ein Roman, der mit schwarzem Humor und Wortwitz hinter die Fassaden unserer Mitmenschen blickt.