Rezension

Ein Buch mit vielen Facetten - ein nur bedingt erfolgreicher Versuch diversen Genres gerecht zu werden

Lenas Hölle - Riccardo H. Wood

Lenas Hölle
von Riccardo H. Wood

Bewertet mit 2 Sternen

Ein Buch mit vielen Facetten - ein nur bedingt erfolgreicher Versuch diversen Genres gerecht zu werden

Einen ersten Eindruck vom Geschehen gibt die Kurzinfo hier auf der Buchseite. Ich ergänze lediglich meine persönliche Meinung:

 

Üblicherweise sage ich nichts zur Gestaltung des Covers - meistens sind diese so wenig aussagekräftig, dass sich jeder Kommentar erübrigt. Dies ist hier anders: Das Cover spiegelt tatsächlich einen konkreten Aspekt der Handlung; wenn auch nur einen Teilaspekt. Das ist positiv anzumerken, ausserdem ist es schön und sinnlich und macht grosse Lust auf das Buch. Es weckt aber auch Erwartungen. Ob es diese erfüllen konnte, dazu später mehr.

 

Auf dem Cover ist das Buch als „Erotischer Psychothriller“ angekündigt - im Vorwort wird der Inhalt noch näher präzisiert mit (Textauszug) „Spannung, Psychologie, Hass, Erotik, Liebe, Leidenschaft, philosophische Textpassagen und sexuelle Abgründe“.  Ja! Alles dies ist in dem Buch tatsächlich zu finden. Im Wesentlichen geht es aber um den Lebensweg diverser Protagonisten, deren Schicksal im Einzelnen und im Zusammenwirken. Darum, wie Entscheidungen eines Einzelnen sich auf das Leben Dritter auswirken können; wie die Wahl eines Weges an einer Weggabelung im Leben eines Einzelnen sich schicksalhaft - auch für andere - entwickeln können. Da ist also auch etwas von einem Drama im Buch zu finden.

 

Diese vielfältige Mischung - so eine Art „Cross-over“ hat sicher dazu geführt, dass jeder sich das als inhaltliche Erwartung herausgepickt hat, was er sich selbst vom Buch wünscht. Bei mir war das jedenfalls so. Da ist es nicht verwunderlich, fast schon notwendig, dass diese Erwartungen nicht erfüllt werden konnten.

 

Das Buch enthält ein paar sehr schöne, lustvolle, sinnliche  erotische Passagen. Auch eine Portion BDSM ist gut verpackt eingebunden. Stellenweise ging es auch brutal zu. Dazu kommt eine ganz ordentliche Spannungskomponente. Einen durchgängigen Spannungsbogen gibt es zwar nicht, aber dafür gibt es einige ordentliche Spannungsspitzen. Leider werden diese schönen Lesemomente all zu häufig von langatmigen Passagen über Befindlichkeiten der Protagonisten, über Nachdenken über den Zustand der Welt oder religiöse Fragen unterbrochen. Das hat mir nicht gefallen; auch die häufigen Wiederholungen sind mir sehr negativ aufgefallen. 

 

Die Sachen Schreibweise wechselt der Autor zwischen Teilen in Ich-Form und Teilen in Erzählweise. 

Bei den Passagen in Ich-Form wechselt die Perspektive jeweils zwischen den beiden beteiligten Personen. Das ist offensichtlich ein beliebtes Stilmittel, gerade in erotischen Büchern. Hier erfolgt der Wechsel teilweise sehr schnell, fast stakkatoartig. Das hat mich zunächst gestört, ich habe mich aber daran gewöhnt und fand es letztendlich sehr schön, gerade die erotischen Passagen jeweils von zwei Gesichtspunkten aus zu betrachten und auch die zwei Gefühlslagen nachempfinden zu können.

 

Die Passagen in Erzählweise waren mir deutlich zu lang und geprägt von einer sehr ausschweifenden, sehr langatmigen Schreibweise.  Insgesamt habe ich das Buch als viel zu lang empfunden; 25%-30% weniger wäre mehr gewesen…!

 

Fazit: Das Buch war für mich „nicht Fisch und nicht Fleisch“, um es mal so auszudrücken. Die Schreibweise hat mir insgesamt nicht gefallen.

 

In der Frage der Bewertung habe ich lange überlegen müssen, schließlich gab es auch viele Abschnitte die mir gut gefallen haben.  Ich habe mich gefragt, ob ich mich öfter auf das nächste Kapitel gefreut habe, oder eher nicht. Ich musste berücksichtigen dass die guten Lesepassagen leider die viel  kürzeren Passagen waren.

So hat das Buch den dritten Stern knapp verfehlt.