Rezension

Ein Buch von großer Eindringlichkeit

Die Eismine - Aharon Appelfeld

Die Eismine
von Aharon Appelfeld

Bewertet mit 5 Sternen

Die Eismine erzählt in einfacher Sprache – viele glänzend geschriebene Bücher, an denen eigentlich nichts zu kritisieren ist, wirken daneben geschwätzig – von Juden im Ghetto und von jüdischen Zwangsarbeitern, die eine Brücke über den Bug bauen müssen. Die Grundstimmung des Buchs ist eine intensive Trauer: Man trauert mit jedem Einzelnen, der ermordet oder in den Tod getrieben wird. Ein Thema ist auch die Bedeutung des Judentums: aus Sicht der assimilierten Juden erscheinen die religiösen als merkwürdig, gestrig, werden zum Teil angefeindet, aber dann sind sie es, die den anderen durch ihre Kraft das Überleben ermöglichen.
Auch für die Eismine gilt, was für viele Bücher von Appelfeld zutrifft: Der Erzähler weiß kaum mehr als die Figuren selbst, die weder das Geschehen noch ihr eigenes Leben überblicken; entsprechend wird auch das Schicksal von Menschen nicht geklärt, von denen die Hauptfigur aus der Eismine, der junge Jude Erwin, getrennt wurde; nach der Befreiung hört die Handlung an einer Stelle einfach auf: es gibt in diesem Roman keinen Zielpunkt, den die Figuren erreichen könnten, keine Art von privater Harmonie oder Sinn, nichts, was das Leid in irgendeiner Weise aufheben würde.

Die Eismine ist ein selten intensiver Text, der unter die Haut geht.