Rezension

Ein Buch zum Mitmachen!

Das Zehn-Minuten-Projekt - Chiara Gamberale

Das Zehn-Minuten-Projekt
von Chiara Gamberale

Bewertet mit 3 Sternen

Chiaras Leben ist völlig aus den Fugen geraten. Einst behütet aufgewachsen in einem ruhigen Vorort - erst mit ihren Eltern, danach mit ihrem Mann - findet sie sich jetzt im lauten, schnellen Rom wieder. Allein. Einsam. Und irgendwie verloren. Sie muss ihr Leben zurück gewinnen. Ihre Therapeutin schlägt ihr dafür ein außergewöhnliches Spiel vor..

Dieses Buch hat zwei Seiten, die ich in meiner folgenden Kritik auch isoliert betrachten muss. Denn so fantastisch ich die eine fand, so wenig konnte mich die andere packen.

Erstens : Die Mitmach - Komponente. Wer selbst vielleicht mal etwas neues ausprobieren möchte, die eigene Comfort - Zone verlassen, Momente nur für sich selbst erleben möchte, den nimmt dieses Buch an die Hand. Natürlich nur, wenn man es lässt, denn gezwungen wird niemand. Ist ja auch kein Selbsthilfebuch im eigentlichen Sinne. Ich hab viele von Chiaras Aufgaben mitgemacht, einige abgewandelt und ein paar wenige ausgelassen. Und ich muss sagen, es hat nicht nur Spaß gemacht, manchmal hab ich sogar noch ein bisschen was über mich selbst gelernt. Manchmal ein bisschen Ruhe gefunden. Und manchmal einfach nur Tränen gelacht. Jeden Tag ein Kapitel - das gibt dem Tag sogar noch ein bisschen Routine. 
Diesen Part des Buches kann ich jedem ans Herz legen. Das Konzept ist neu, erfrischend und tut der Seele gut. Also - loslegen!

Zweitens : Die Roman - Komponente. Tja, die war leider so gar nicht meins. Ich hab durchaus viel Verständnis für Personen, die ein bisschen aus der Reihe gefallen sind. Auch eine Depression ist schön und gut und rechtfertigt vieles für mich, wenn nicht sogar alles. Aber Chiara wirkte auch in den Berichten VOR ihrem Zusammenbruch nicht wirklich selbstständig. Eher durchweg naiv und allgemein schwer zu ertragen. Ihr (Ex)Mann ist da keinen Deut besser. Völlig unverständlich für mich, dass die beiden nicht wirklich voneinander loskommen, würde ich doch keinen von beiden länger als 15 Minuten ertragen.
So konnte mich die Handlung leider nicht packen - auch die manchmal zu kurzen Kapitel haben die Sache da leider nicht besser gemacht. Man erfährt zu viel über Banalitäten und zu wenig über Wichtiges.

Wirft man also beides in einen Topf - absolute Begeisterung und eher entnervtes Zeilen überfliegen - landen wir bei einer soliden Mitte. Lesen oder nicht? Das kommt ganz drauf an, was man von einem Buch erwartet.