Rezension

Ein etwas anderer Dracula-Roman für Geschichtsliebhaber und Fans von allgegenwärtig mitschwingendem Unwohlsein während des Lesens …

Der Historiker - Elizabeth Kostova

Der Historiker
von Elizabeth Kostova

Bewertet mit 5 Sternen

“Der Historiker” faszinierte mich schon während ich den Klappentext zum ersten Mal las und als ich das Vorwort hinter mir hatte, war ich schwer verliebt in dieses Buch.

Elizabeth Kostova hat einen einmaligen Schreibstil, der oft sehr poetisch ist – man verliebt sich in die zauberhaften Worte, die sie schreibt, schmachtet dahin und will mehr. So freute ich mich darüber, über 820 Seiten davon verschlingen zu können und das habe ich tatsächlich getan – ich habe diesen Roman verschlungen und mich schon bald in den vielen Bibliotheken und Archiven, die in diesem Buch aufgesucht werden, wie zu Hause gefühlt.

Die Erzählung ist ziemlich verschachtelt. Im Grunde genommen erzählt ein 16-jähriges Mädchen, dessen Namen man nicht erfährt, die Geschichte. Sie deckt Schritt für Schritt ein Rätsel auf, nach dessen Lösung bereits ihr Vater Paul und vor ihm sein Doktorvater Rossi suchten. Die Erzählung besteht zum Großteil aus Erzählungen von ihrem Vater, an die sie sich zurück erinnert und aus Briefen, die von Rossi stammen. Als ihr Vater verschwindet, läuft sie von zu Hause weg und macht sich mit dem Studenten Barley auf die Suche nach ihm, die sie immer weiter in die Richtung von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula-Legende zu führen scheint.

Der Roman fördert viele geschichtliche Hintergründe zutage, die von Vlad Ţepeş’ Lebensgeschichte handeln – was ich als Dracula-Fan sehr interessant fand. Ich finde, es macht auch großen Spaß den Protagonisten beim Forschen “zuzusehen”. Man streift mit ihnen durch Bibliotheken, wälzt Bücher und Papiere und findet nach und nach lose Puzzlestücke, die erst am Schluss beginnen ein Muster zu ergeben. Außerdem finden sich immer mehr Personen in der ganzen Welt, die in der Sache mit drinhängen und dachten, sie wären die einzigen – so bildet sich eine kleine Truppe, die mit versammelten Kräften versucht des Rätsels Lösung zu finden.

Doch das Unterfangen ist alles andere als ungefährlich. Die Protagonisten werden beobachtet, immer wieder taucht ein seltsamer, ausgezehrt wirkender, alter Mann auf, der die Forscher sogar angreift. Und dann ist da noch das Rätsel um die Mutter des 16-jährigen Mädchens. Ist sie wirklich tot?

Ich denke man bemerkt, wie begeistert ich von diesem Roman bin. Wobei mir das Ende leider nicht so ganz zugesagt hat. Ich hätte es mir mystischer gewünscht und fand es ein bisschen zu platt. Die Geschehnisse überstürzen sich, es wird immer heftiger und nimmt die vorhergehende unheimliche Atmosphäre komplett mit sich – aber was ist schon ein nicht so perfektes Ende gegen hunderte von Seiten voller Nervenkitzel und Spannung.