Rezension

ein etwas anderer Roman von King

Joyland - Stephen King

Joyland
von Stephen King

Inhalt:

Während der Ferien arbeitet der 21-jährige Devin Jones im Freizeitpark joyland. Es gefällt ihm dort gut, er wartet und betreibt Fahrgeschäft und tanzt in dem Kostüm des Parkmaskottchens Howie dem Hund für die Kinder. Währenddessen geht die Beziehung mit seiner Freundin Wendy in die Brüche. Der von Liebeskummer geplagte Devin wird aber schon bald davon abgelenkt, denn in einer Attraktion, dem Horror House, soll es spuken. Eine Frau wurde dort vor einiger Zeit brutal ermordet.

 

Als ein Freund von Devin den Geist der toten Frau sieht, die noch immer in der Attraktion haust, wird Devins Interesse geweckt. Er will den Mörder finden. Als er ihm eines Nachts gegenübersteht, ist es mit dem Spaß plötzlich vorbei.

 

Meine Meinung:

Anfangs war ich etwas skeptisch, tatsächlich auch gelangweilt, einfach, weil ich etwas anderes erwartet habe. Der Roman beginnt recht gemächlich und setzt sich auch so fort. Bald merkt man, dass es sich nicht um einen Horror-Roman handelt, obwohl so ein Park, vor allem bei Dunkelheit und noch dazu mit einigen gruseligen Attraktionen, einen guten Schauplatz für ein unheimliches Geschehen bietet.

Vielmehr begleitet man den jungen Devin Jones beim Erwachsenwerden. Von Liebeskummer geplagt verlängert er sogar seinen Aufenthalt im Vergnügungspark, der eigentlich nur für die Dauer der Sommerferien geplant war, im ein bisschen Zeit für sich und eine Auszeit vom Studium zu haben. Außerdem erlebt er sein "erstes Mal" und wird zugleich mit einem Thema konfrontiert, das weitaus unangenehmer ist und über das er sich mit seinem jungen Alter noch kaum Gedanken gemacht hat: Sterblichkeit.

 

Er macht Bekanntschaft mit Annie, einer Frau, an dessen Haus er auf seinem Weg zur Arbeit vorbeikommt. Sie lebt mit ihrem todkranken Sohn Mike in einem großen Haus in der Nähe des Strandes. Anfangs ist Annie sehr abweisend gegenüber Devin, da sie sich enorme Sorgen um ihren Sohn macht und ihn nicht verlieren will. Sie will ihren Kummer nicht teilen und beachtet Devin gar nicht, während Mike den Studenten offensichtlich gut leiden kann und ihm immer zuwinkt. Devin bemüht sich trotzdem, sich mit Annie anzufreunden, da er dem Kranken gerne helfen möchte. Er nimmt sich zur Aufgabe, einen Ausflug nach joyland zu organisieren. Denn dorthin wollte der Junge schon immer, aber wegen seiner Behinderung will ihn Annie nicht dorthin mitnehmen, da sie denkt, es wäre ihm zu viel. Sehr viele Seiten des Buches sind dieser schwierigen Beziehnung gewidmet. Es ist ein sehr emotionales, ergreifendes Thema. Besonderes Mitgefühl habe ich während des Lesens mit dem todkranken Mike, der nur im Rollstuhl sitzt und sich seines nahenden Todes sehr bewusst ist, während seine Mutter versucht, dieses Thema zu verdrängen und vor ihm nicht zur Sprache zu bringen. Mike vertraut sich Devin an, und dieser muss versuchen, möglichst gut mit dieser Situation klarzukommen. Es ist für ihn eine schwierige Aufgabe, das Vertrauen Annies zu gewinnen, um ihrem Sohn einen Tag im Freizeitpark zu ermöglichen.

 

Gegen Ende des Buches kommt Devin dann aber doch dem Mörder auf die Spur. Hier ist dann eine gute Portion Spannung vorhanden. Das Ende ist dramatisch und blutig, erwartet habe ich diese Wendung nicht.

Die Atmosphäre im Buch ist gelungene eine Mischung aus düster/traurig (Annie und Mike) und fröhlich (Arbeit im Vergnügungspark). Insgesamt hat das Buch einen etwas nostalgischen Flair, da es in den frühen 60er Jahren spielt. Zum größten Teil ist es wie schon gesagt eine ruhige Erzählung. Schockeffekte, wie man sie von King erwarten würde, kommen kaum vor. Allerdings ist der Roman durchaus interessant. Die Sprache gefällt mir sehr gut, die Dialoge sind passend gewählt. Das Englisch war gut verständlich und enthielt einige Begriffe, die umgangssprachlich im Vergnügungspark joyland benutzt werden, was das ganze recht interessant machte. Ob man das Buch nun auf englisch oder deutsch liest, muss man selber entscheiden. Von der Sprachschwierigkeit würde ich es eher als leichte Kost einordnen, aber natürlich sollte man der englischen Sprache einigermaßen mächtig sein.

Es ist schon irgendwie spannend, mitzuverfolgen, wie Devin sich im Laufe des Buches entwickelt. Das Ende sorgt dann noch für einen gelungen Abgang mit viel Krach. Außerdem gibt es hin und wieder Einschübe des mittlerweile sehr alten Devin, der "seine" Geschichte quasi erzählt.

 

Fazit:

Das Buch hat etwas von einer Coming Of Age Geschichte. Wer einen gruseligen Horror-Roman erwartet, der wird stark enttäuscht werden. Der Geist, der sich in der Geisterbahn herumtreibt, erweist sich als nicht besonders gefährlich. Vielmehr werden einem die realen Schrecken des wahren Lebens vor Augen geführt. Sterblichkeit, Liebeskummer, der Verlust von Freunden.. Die in die Geschichte eingebaute Kriminalermittlung ist zwar nicht besonders mitreißend, führt aber zu einem kurzen, aber heftigen Finale. Die Geschichte entwickelt einen schlecht in Worte zu fassenden Tiefgang, der sie absolut lesenswert macht.