Rezension

Ein fantastischer Auftakt einer abenteuerlichen Reihe...

Fabelheim - Brandon Mull

Fabelheim
von Brandon Mull

Bewertet mit 5 Sternen

Story und Charaktere:

Kendra und Seth sind zwei Geschwister, die ihren Ferien nicht mit besonders viel Freude entgegensehen. Sie sollen zu ihren Großeltern fahren, die sie kaum kennen. Klingt nicht sonderlich spannend und beide sind ziemlich angefressen. Dass es dann aber zu einem ihrer größten Abenteuer werden soll, weiß zu diesem Zeitpunkt keiner von ihnen.

Die Großeltern von Kendra und Seth leben in Fabelheim, einem Reservat für magische Kreaturen, dessen Hüter Kendras und Seths Großvater Stan ist. Natürlich freut er sich, dass seine Enkel zu ihm kommen, doch gleichermaßen macht es ihm auch Sorgen. Das Reservat ist geheim und niemand, der es nicht wissen soll, weiß, was hinter den Toren vor sich geht. Anfänglich läuft auch alles gut - Kendra und Seth halten sich im parkähnlichen Garten auf, der von Schmetterlingen und Kolibris bevölkert wird, wie kein anderer Ort den sie kennen. Sie werden von der Haushälterin verwöhnt und außerdem steht ihnen ein riesiges Spielzimmer zur Verfügung, in dem eine goldene Henne lebt.
Einzig der Wald hinter dem Garten ist für die Kinder verboten. Da Verbote aber nunmal die Neugierde von Kindern wecken, kommt was kommen muss. Die Kinder setzen sich bald über dieses Verbot hinweg. Besonders Seth kann kaum an sich halten.
Richtig magisch wird es, als Kendra und Seth aus einem der Schälchen im Garten einen Schluck Milch zu sich nehmen. Plötzlich verändert sich ihre Umgebung und aus den Kolibris und Schmetterlingen werden Feen. Im Wald können sie Oger sehen und es gibt sogar eine Hexe. Das seine Enkel die Milch getrunken haben und nun „sehend“ sind, gefällt ihrem Großvater natürlich überhaupt nicht.
So muss er nun anfangen die Kinder über das Reservat und seine Bewohner, sowie seine Aufgabe, aufzuklären, was er ebenfalls nicht besonders toll findet.
An diesem Punkt kommen auch die Bösen der Geschichte hinzu. Die Gesellschaft des Abendsterns hat es sich zum Ziel gemacht, alle Reservate dieser Welt zu vernichten, in denen magische Wesen geschützt werden. In der kommenden Mittsommernacht soll ein neuer Angriff starten. Kendra und Seth werden in ihrem Spielzimmer eingeschlossen, sollen weder Türen noch Fenster öffnen und sich die Ohren zustopfen - doch es hilft alles nichts. Als Seth ein kleines weinendes Kind vor seinem Fenster sieht, öffnet er dieses und Chaos bricht aus. Der Großvater wird entführt und die Kinder sind die einzigen, die ihn retten können.

Kendra übernimmt während der Geschichte den Part des vernünftigen Geschwisterteils, während Seth sich laufend in Schwierigkeiten bringt. Er hat den Drang sich zu beweisen und macht dadurch alles immer noch schlimmer. Während Kendra die Dinge hinterfragt, muss Seth einfach handeln, ohne an die Konsequenzen zu denken, die das Ganze haben könnte. Richtig in Schwierigkeiten katapultiert er sich und seine Familie, als er in der Mittsommernacht das Fenster öffnet, obwohl es ihm verboten wurde. Kendra versucht zu retten was zu retten ist, grübelt, wägt ab und handelt erst dann. Dass sie in der magischen Welt keine unbedeutende Rolle spielt, wird dem Leser, wie auch Kendra, erst sehr spät klar.
Stan, der Großvater der beiden, hat alle Hände voll damit zu tun, das Reservat geheim zu halten und sich gegen die Gesellschaft des Abendsterns durchzusetzen. Das ist nicht immer einfach und erfordert Fingerspitzengefühl. So nett er als Großvater auch ist – wenn es sein muss, kann er sehr ernst und auch sehr wütend werden. Diese Seite bringt vor allem Seth zum Vorschein, der sich einfach nicht an seine Regeln halten will.

Was mir besonders gefallen hat:

Mit dem ersten Band der Fabelheim-Reihe hat Brandon Mull einen tollen Auftakt zu den Folgebänden geschaffen, auf die er in diesem Buch bereits vorbereitet. Ganz nebenbei führt er uns in die Regeln des Reservates ein, in die Gesetze, die zwischen den verschiedenen Wesen und den Menschen herrschen und auch in die Konsequenzen, die falsches Verhalten haben kann.
Die neuartigen Ideen und die witzigen Charaktere, die neben den Hauptprotagonisten eine große Rolle spielen, machen das Buch lesenswert. Die Geschichte kommt sehr schnell voran, der Spannungsbogen hat meine Nerven hin und wieder überspannt und man hat in keinem Moment das Gefühl, das etwas fehlt oder einer Sache zu wenig Raum gegeben wurde. Es hat einfach die ganze Zeit über Spaß gemacht das Buch zu lesen.
Die Sprache ist einfach. Wesen, die dem Leser unbekannt sein könnten, werden so eingeführt, dass man schon nach ein paar Sätzen weiß, mit wem bzw. mit was man es zu tun hat, welche Eigenschaften das Wesen besitzt und ob man es zu den Guten oder den Bösen zu zählen hat.
Der Zusammenhalt in der Familie, das Vertrauen ineinander und gegenseitige Akzeptanz spielen eine wichtige Rolle in dieser Geschichte.
Ganz typisch sind die Rollen der großen Schwestern und des kleinen Bruders besetzt. Das entlockt dem Leser immer wieder ein Schmunzeln. Wie ihm wahren Leben, können die beiden nicht mit.- aber auch nicht ohne einander. Sie streiten sich, lieben sich, haben Angst umeinander, helfen sich, halten zusammen und würden sich hier und da auch gerne Mal gegenseitig auf den Mond schießen. Beide sind gleichermaßen symphatisch, sodass man sich als Leser aussuchen kann, auf welche Seite man sich stellt, wenn man denn eine wählen möchte.

Zusatz: Altersempfehlung

Da dem Buch kein empfohlenes Lesealter gegeben wurde, gebe ich meine eigene Einschätzung dazu ab.
Aufgrund der Art und Weise wie es geschrieben ist und da es nicht ganz gewaltfrei auskommt, würde ich das Buch nicht unter 12 - 13 Jahren empfehlen. Wir haben es zwar mit einer fantastischen Welt zu tun, aber auch mit mächtigen Gegenspielern darin, die keinen Spaß verstehen. Dies wird auch deutlich übermittelt und würde jüngeren Lesern eventuell Angst machen.

Gestaltung:

Wie durch die Umrisse einer Tür eines Tunnels, der auf eine mystisch grün beleuchtete Lichtung führt, sieht man eine Figur auf einem Baumstamm mit knorrigen Wurzeln sitzen. Sie dreht den Kopf zum Betrachter, während sie schräg mit dem Rücken zur Tür sitzt. In der Hand hält sie einen Gegenstand, mit dem sie beschäftigt zu sein scheint. Die Figur grinst zwar, doch sollte man ihr nicht trauen.
Beim Blick durch die Tür wird man von wunderschönen bunten Feen begleitet, die sich am Rand aufhalten, aber scheinbar nicht auf die Lichtung fliegen wollen und respektvollen Abstand halten.
Die Farben des Covers sind recht dunkel, sodass der Fokus auf der Figur im Türrahmen liegt.
Zusammen mit dem Titel scheint es, als würde man durch diese Tür Fabelheim betreten.
Wir haben es hier mit einem wirklich guten und durchdachten Cover zu tun, dessen Sinn und Zweck sich während des Lesens erst offenbart. Es passt wunderbar zum Buch und ist auch ohne den Text zu kennen schon ein Blickfang, der mich erst auf die Reihe aufmerksam gemacht hat.

Wertung:

Brandon Mull hat es mit seinem ersten Band der Fabelheim-Reihe vollkommen in den Bann gezogen. Durch die liebenswerten Charaktere, die tolle Geschichte, die spannenden Vorkommnisse und den wunderbaren Schreibstil, hat das Buch für kurzweilige Unterhaltung gesorgt, die Lust auf mehr macht. Das Cover hat nicht zu viel versprochen und noch mehr gehalten. Es bekommt für Fantasy-Fans eine klare Lessempfehlung von mir und deshalb 5 Lila-Lesesterne.