Rezension

Ein feinfühliges Buch zum Thema Mobbing

Opferland - Bettina Obrecht

Opferland
von Bettina Obrecht

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein klein wenig pathetisch klingt er schon, der Titel von Bettina Obrechts neuem Buch: Opferland – Wenn die anderen dich kaputt machen. Doch pathetisch ist der Inhalt keineswegs. Es ist eine feinfühlige Geschichte, die Bettina Obrecht erzählt. Eine Geschichte, deren Hauptperson ein Junge namens Cedric ist. Und Cedric scheint das klassische Mobbing-Opfer zu sein: Einer, der sich nicht wehrt, der irgendwann dann ausrastet, weshalb Lehrer ihn schnell für ein Problemkind halten.

Auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt Bettina Obrecht aus Cedrics Leben: die vielen Schulwechsel, die doch nichts bringen, die Lehrer, die so gar kein Händchen für den Jungen haben. Die Schulpsychologen, die so gar nichts ausrichten können. Die Eltern, die hinter ihrem Jungen stehen, und dennoch hilflos zusehen müssen, wie sein Hass auf die Schule(n) immer mehr wächst. Als der Lehrer der Film-AG einen Film über das Thema Mobbing vorschlägt, gehen bei dem 15-jährigen Cedric alle Alarmlampen an. Denn ausgerechnet Cedric soll die Hauptrolle, das Mobbing-Opfer, speilen.

Was mich an dem Buch am meisten fasziniert hat, ist wie man als Leser gezwungen ist, zwischen den Zeilen zu lesen. Von den Wunden Cedrics zum Beispiel, die immer wieder aufbrechen, ihn prägen. Von der Verschlossenheit, die immer mehr Besitz von ihm ergreift. Klein, grau, matt, farblos - so sieht sich Cedric selbst. Und fast schon schuldbewusst fragt er sich: Warum passiert mir das immer?

Auf diese Frage gibt Bettina Obrecht keine Antwort. Wohl aber hat das Buch einen positiven Schluss: Cedric, so scheint es, hat es am Schluss geschafft. Mit echten Freunden, die zu ihm halten.

Ein lesenswertes Buch!