Rezension

Ein gelungenes Kinderbuch

Die Diebe von London - Renée Holler

Die Diebe von London
von Renée Holler

Bewertet mit 4 Sternen

London Anfang des 17. Jahrhunderts „Die Diebe von London“ ist die Geschichte von zwei Kindern, die etwas verl oren und einander dabei gefunden haben. Jack ist Waise und hat sich mit seinem kleinen Bruder einer Diebesbande angeschlossen. Alyss ist Halbwaise und wächst trotz Allem behütet auf, bis ihr Vater spurlos auf offener See verschwindet und der gierige Onkel plötzlich das Anwesen übernimmt und Alyss zu beseitigen versucht. Durch Zufall erfährt sie, dass der Onkel hinter einem geheimnisvollen Schatz her ist, der im Anwesen versteckt sein soll. Und der Schlüssel dazu ist ausgerechnet der goldene Salamander, der Alyss Vater ihr zum Abschied hinterlassen hat. Auf schicksalhafte Weise kreuzen sich dann die Wege der verlorenen Kinder und gemeinsam versuchen sie, das Geheimnis um den Salamander zu lösen.

Direkt zu Anfang der Geschichte wird der Leser in das Geschehen geworfen. Jack schlägt sich als Taschendieb durch und Alyss belauscht ein Gespräch ihres Onkels, der vorhat, sie loszuwerden - und dabei ist ihm jedes Mittel Recht. Wir lernen Jack als mutigen und waghalsigen Jungen kennen, der um seinen verlorenen kleinen Bruder bangt und alles daran setzt, ihn wiederzufinden. Alyss ist eine Halbwaise und genießt nur die Erziehung ihres Vaters, zu dem sie eine innige Beziehung hat. Sie wächst sehr behütet auf und ist stets mit Allem gesegnet, was ein Kinderherz begehrt und trotzdem verhält sie sich sehr reif und entschlossen, als ihre Lage ernst wird. Ohne zu zögern schneidet sie sich ihre Haare ab, um sich vor ihrem Onkel zu tarnen und bricht als augenscheinlicher Junge alleine nach London auf. Dort lernt sie ein ungewöhnliches Schausteller Ensemble kennen und freundet sich mit ihnen an. Für Jack ist der alljährliche Jahrmarkt eine leichte Beute und so stiehlt er auch Alyss ihren Salamander, den sie als Erkennungszeichen benötigt, um bei einem befreundeten Lord ihres Vaters Hilfe anzufordern. Und so begegnen sich unsere zwei Hauptprotagonisten. Ohne zu wissen, dass Alyss ein Mädchen ist und aus reichem Hause stammt, verbünden sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten und lernen voneinander, was Verlässlichkeit und Freundschaft ausmachen.

Alyss ist wahrlich ein sehr willensstarker und tougher Charakter. Sie vergießt kaum Tränen trotz ihrer sehr misslichen Lage und handelt sehr rational. Genau wie Jack, der zwar nicht weniger stark ist, aber es gewöhnt, sich Auch für Erwachsene, die sich ein Kinderbuch einlassen können, eine Empfehlung!durchzubeißen. Das gefiel mir an beiden gleichermaßen, beide Charaktere waren sich im Kern sehr ähnlich und konnten doch voneinander lernen.

An Spannung fehlt es der Geschichte auch nicht, auch wenn die Handlung zum Ende hin ein wenig abrupt endet. Der Schreibstil ist sehr flüssig und einige zusätzliche farblose Illustrationen verleihen der Geschichte noch mehr Leben. Mich persönlich sprachen die Illustrationen weniger an, da sie eher das Feeling eines Zeichentrickfilms verliehen und kaum die Atmosphäre „London – Anfang 17. Jahrhunderts“ vermittelten. Aber daran störte ich mich nicht weiter, es wurde ja auch nicht das Hauptaugenmerk auf die Zeichnungen gelegt. Denn hier kommt wieder der Schreibstil ins Spiel, die Autorin hat ein gutes Bild der damaligen Zeit zum damaligen Schauplatz gezeichnet, ohne sich dabei in der Dramatik zu verlieren. Was optimal ist, wenn man bedenkt, dass es sich hierbei um ein Kinder- und Jugendbuch handelt.

Fazit: Ein spannendes und aufschlussreiches Kinder- und Jugendbuch mit Allem, was ein Kinderherz begehrt. Auch für Erwachsene, die sich ein Kinderbuch einlassen können, eine Empfehlung!