Rezension

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Ein großartiger Klassiker der Science-Fiction Literatur!

Krieg der Welten - H. G. Wells

Krieg der Welten
von H. G. Wells

Bewertet mit 4.5 Sternen

Aliengeschichten, Invasionen, Begegnungen mit der dritten Art gibt es unglaublich viele – aber „Krieg der Welten“ kann als eine der ersten diesen Genres mit unglaublichem Vorstellungsvermögen von H. G. Wells überzeugen.

An dieser Stelle muss ich direkt sagen, dass ich zuvor nur den Film (2005) gesehen habe und fälschlicherweise dachte, er sei stark an den Roman angelehnt. Ich wurde eines Besseren belehrt, denn mir erschien es so, als seien die dreifüßigen Marsianer-Roboter die einzige Gemeinsamkeit. Schon nach den ersten Seiten, auf denen ich mich an die etwas andere Sprache - gemäß 1898 -gewöhnen musste, löste ich mich komplett von dem Film und ließ mich auf Wells Geschichte ein.

H.G. Wells lebte in einer komplett anderen Zeit als wir, aber dennoch fühlte ich mich als Leser tief in der Geschichte drin, obwohl ich nie einen Kutschenverkehr sah, nie Pferde zur Fortbewegung nutzte und die neueste Technik kenne. Er hat den Geist der Zeit in dem Roman perfekt aufgefangen.
Es ist auch viel interessanter zu erleben, wie Menschen im 19. Jahrhundert mit einer Invasion umgehen als im 21 Jhdt.

Die Atmosphäre war über das ganze Buch hinweg sehr bedrückend und schwer. Das ist in keinem Fall negativ. Damit ist eher gemeint, dass man als Leser in der Ich- Perspektive des handelnden Mannes auch in all seinen Situationen steckt. Man befindet sich selber fast unter einem zusammengestürzten Haus begraben, man beobachtet selber die Marsianer, man entscheidet selber bei Dilemmata, man wägt Entscheidungen ab, man schöpft Hoffnung, man entwickelt selbst den Überlebenswillen. Deshalb greift man auch immer die Stimmung in dem Moment mit auf. Die vereinzelten Illustrationen im Buch unterstreichen dies und stellen es sehr gut dar.

Dabei ist es überhaupt nicht hinderlich, dass die Situation kompletter Science-Fiction ist. Es ist nämlich unwahrscheinlich, dass in naher Zukunft (bzw. im 19. Jhdt.) Marsianer nahe London landen, ihre Roboter bauen, Verstärkung eintrifft etc.  Was viel mehr im Vordergrund steht, ist die Frage wie die Menschheit (oder die paar hundert Einwohner in den Städten in England) auf die Ankunft reagiert. Wie wird sie sich verteidigen? Wie wird sie ihre eigene Rasse als herrschende Lebewesen etablieren?

 

„Krieg der Welten“ ist ein hochspannender Roman, obwohl er 1898 verfasst wurde – oder gerade deswegen?! Ständig taucht die Frage auf, ob die Marsianer die Erde beherrschen werden und die Menschen komplett von der Erde gelöscht werden oder ob sie sich gegen die Invasoren behaupten können. Das erfährt man in einem Werk, das wahrscheinlich nie seine Authentizität verlieren wird und selbst noch im 22. Jahrhundert Faszination weckt.