Rezension

Ein hartes Schicksal

Die Fährte des Schicksals -

Die Fährte des Schicksals
von Julia Scharlie

Bewertet mit 3.5 Sternen

„...Die Schritte wurden leiser. Die Männer waren nicht bis in sein Zimmer gekommen, sondern bereits in das erste Zimmer getreten. Hoffentlich fanden sie dort, was sie suchten...“

 

Diese Zeilen stammen aus den Prolog des Buches. Sie deuten an, was viel später eine Rolle spielen sollte.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen Karl und seine Familie sowie Julius von Schulenberg. Die Geschichte spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsorte sorgen für Spannung. Da das Geschehen über mehrere Jahre geht, sind natürlich auch Zeitsprünge enthalten.

Die Personen werden vor allem durch ihre Handlungen charakterisiert. Karl ist der Sohn eines Försters. Er hat ein verständnisvolles Elternhaus. Seine Eltern ermöglichen ihm den Besuch eines Gymnasiums. Dort hat er es unter den begüterten Schülern nicht einfach. Im Falle eines Falles ist er der Schuldige.

Zwei seiner drei Schwestern werden so beschrieben:

 

„...Marie war inzwischen sechzehn Jahre alt und wollte wie ihre Mutter den Beruf einer Hebamme weiterführen. Berta dagegen träumte oft vor sich hin...“

 

Vor allem zu Berta hat Karl ein inniges Verhältnis. In den Schulferien kümmert er sich um Julius von Schulenberg. Er versteht es, den lebhaften Jungen zu nehmen. Gleichzeitig ermöglichen dessen Eltern ihm, reiten und Klavierspielen zu lernen.

Karl wird Lehrer. Als man ihm fälschlicherweise des Diebstahls beschuldigt, fällt er eine folgenschwere Entscheidung.

Währenddessen verliert der mittlerweile 10jährige Julius beide Eltern. Er kommt auf das Bauerngut seines Onkels. Als er sich gegen dessen Übergriffe wehrt, wird er in ein Kinderheim gesteckt. Damit kommt er vom Regen in die Traufe.

Die Entwicklung der Protagonisten wird sehr gut beschrieben. Während Karls Erlebnisse zum Teil humorvoll sind, geht Julius durch ein harte Zeit.

Als Karl den Jungen wieder sieht, steht der am Rande des Todes.

Eines vermisse ich in diesem historischen Roman. Es gibt kaum Informationen zur gesellschaftlichen Entwicklung der damaligen Zeit. Mir fehlt also die Einbettung in die Zeitverhältnisse. Das betrifft auch die Geschehnisse in Amerika.

Gut dagegen wird dargestellt, wie das Leben im Forsthaus, im Gymnasium und im Elternhaus von Julius funktionierte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.