Rezension

Ein heftiger Ritt

Das Dickicht - Joe R. Lansdale

Das Dickicht
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 5 Sternen

Osttexas, irgendwann nach 1916. Das Land ist noch dermaßen rückständig, dass die meisten Leute leben wie in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Sie reiten auf Pferden, haben kaum Technik, kriminelle Banden halten die Bevölkerung in Atem, und die Pocken rotten ganze Ortschaften aus. In einer dieser winzigen, rückständigen Ortschaften leben Jack und seine Schwester Lula. Ihre Eltern haben sie soeben begraben (Pocken) und ihr Großvater will sie zu einer entfernten Tante bringen, als sie während eines Sturms auf einer Fähre überfallen werden, der Großvater getötet und Lula von Cut Throat Bill und seiner Bande entführt.

Jack ist verzweifelt, er muss um jeden Preis seine Schwester retten. Deshalb schließt er sich Shorty, einem schießwütigen Lilliputaner, und dessen schwarzen Freund Eustache samt dem "Haustier" von Eustache, einem wilden Keiler, an. Unterwegs gabeln sie noch einen Sheriff/Kopfgeldjäger und eine weggelaufene Hure auf, und diese mehr als ungleiche Truppe macht sich auf die Jagd nach den Desperados, dabei von einer heftigen und tödlichen Situation in die nächste stolpernd.

Meine Fresse, was für ein Buch. Dieser Lansdale kann schreiben, dass einem die Ohren schlackern! Seine Protagonisten sind gleichzeitig totale Ar... er und Helden, sie sind dreckig, stinken, haben nur Knete im Kopf und stehen trotzdem vor einem, als würde man einen Film schauen. Er nimmt nie ein Blatt vor den Mund, da wird gemordet, geradezu gemetzelt, in den Straßen tappt man durch Jauche, das Wort "Nigger" kommt alle paar Seiten vor, aber nicht der Schockwirkung Willen, sondern weil die einfach alle so geredet haben. Das Schicksal von Jacks Schwester ist klar, ohne dass es großartig beschrieben werden muss, und die Kugeln pfeifen einem alle paar Minuten um die Ohren, wobei die Waffen damals scheinbar wirklich so miserabel waren, dass man schon zehn Meter vor einem Scheunentor stehen musste, um es überhaupt zu treffen.

Also: krass, übelst fesselnd, nicht mitreißend, eher an den Ohren packend und durch den Schlamm zerrend, während man selbst schreiend und Füße strampelnd versucht, dran zu bleiben. Genial! Ich muss unbedingt mehr von Lansdale lesen!

Kommentare

Naibenak kommentierte am 09. September 2016 um 10:01

Hey Archer... soeben habe ich dieses Buch zu einem absoluten Schnäppchenpreis erstanden (das HC) und bin doch sehr begeistert von deiner Rezi :-) Coole Sache... ich freu mich drauf!!!

E-möbe kommentierte am 13. September 2016 um 17:38

Dann muss ich dich demnächst stalken, um zu sehen, ob du das Buch auch gut fandest!