Rezension

Ein heiteres *Ost meets West* in Küche, Bett und Sprache!

Amuse-Gueule ist kein Dorf in Sachsen
von Benjamin Kindervatter

Bewertet mit 5 Sternen

Der aus den sächsischen Ostdeutschland stammende Benjamin lernt die junge französische Doktorandin Marianne kennen und lieben. Sie zieht zu ihm nach Berlin-Friedrichshain und schon werden die interkulturellen Unterschiede deutlich. Beide wollen oder können von ihren landestypischen Gewohnheiten nicht lassen und dadurch entstehen einige amüsante Szenen in ihrem vorehelichen Leben und mit ihren Familien. Achtung: dieser Roman hat autobiografische Züge!

Diese Geschichte ist urkomisch und das auch ohne große Kenntnisse der französischen Sprache oder des sächsischen Dialektes.
Eine lautschriftähnliche Sprechweise erleichtert vieles und lässt vor lauter Wortwitz die Lachmuskeln tanzen. 

Benjamin streut in diesen Roman viele, fast liebevolle Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in der ehemaligen DDR mit ein: alles bewusst ironisch und absolut komisch.
Diese lassen manchen Leser beim Altpapier sammeln, Einkauf im Konsum und FKK-Campingurlaub sicher in nostalgischen Gedanken schwelgen.
Benjamin Kindervatter nimmt diese Zeit humorvoll auf die Schippe, kann aber seiner Vergangenheit auch Gutes abgewinnen.

Doch nicht nur die Ossis, auch die Franzosen bekommen hier ihr Fett weg!
Denn auch Klischees können lustig sein, wenn man sie nicht zu ernst nimmt!
Das zeigt sich denn auch bei diesen französisch-sächsischen Themen:

Küche (Schnecken gegen Kohlrouladen)
Strandleben (katholisch bedeckt Badende gegen FKK als freizügige Sparmaßnahme)
Aussehen der Nationalitäten (französische Hungerhaken gegen deutsche Hühnen im XXL-Format)
 
Für seine große Liebe Marianne gibt sich Benjamin in der Küche viel Mühe. Das hat natürlich auch das Problem verschiedener geschmacklicher Vorlieben, doch mit Humor und Toleranz auf beiden Seiten kommt man sich zwischen Frankreich und Sachsen näher und Vorurteile werden auch von den Eltern überwunden.
Die Personen wachsen mir während des Lesens ans Herz und ich lache dadurch viel mit ihnen, nicht über sie!

 

Bei dieser Lektüre habe ich sehr viel gelacht! Hier vermischt sich Dichtung und Wahrheit, bis schließlich das Klischee daraus emporsteigt.
Dieses Debüt ist wirklich lustig und gelungen durch die Kochevents und auch durch die lebensnahen Einblicke in das frühere Leben unseres lieben EX-Ossis Benjamin.