Rezension

Ein Heldenepos

Tankstellenchips - Antonia Michaelis

Tankstellenchips
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 3 Sternen

Shayan, genannt Sean, ist 18 und aus dem Iran geflohen. Er lebt in einem Flüchtlingsheim , in seinem Spind einen Brief, den er für seine Abschiebungsunterlagen hält. Also beschließt er, nach Köln zu fahren, wo er einen Kontakt treffen möchte, der ihm helfen soll, in Deutschland zu bleiben. Doch auf dem Weg dahin geht alles schief, aber er trifft auch auf den kleinen Davy, aus dem Heim abgehauen, der ihn auf seiner Reise begleiten möchte.  Eine chaotische Reise beginnt.

Ein Heldenepos, so heißt es auf dem Cover des Buches, und es beginnt auch so, denn Shayan selbst sieht sich gerne als der Held seines eigenen Films, den er dann seiner zurückgebliebenen Familie vorspielen wird. Am Anfang fand ich die chaotische Reise von Sean und Davy auch wirklich amüsant, denn Seans Sicht auf die Deutschen, ihre Sprache, ihr Verhalten ist richtig unterhaltend, weil man sich oft wiedererkennt. Auch wenn ich vieles, das im Laufe der Reise quer durch Republik passiert, wirklich unglaubwürdig und immer einen Zacken zu viel fand, hat mich das am Anfang nicht so sehr gestört. Erst im Laufe der Geschichte nervte es mich, dass keine Etappe der Reise auf „normale“ Art verlief und zu viele Zufälle passierten, die Sean und Davy halfen. Ich fand das Buch dann mehr und mehr unglaubwürdig, auch etwas zu romantisch dargestellt, denn Sean wird mittlerweile wegen Mordes gesucht und befindet sich mit einem Achtjährigen auf der Flucht. Bitte!?

Ein Heldenepos, der mich fragend zurückließ, denn auch das Ende fand ich nicht wirklich erhellend. Der Weg dahin war mir immer einen Zacken drüber, so dass ich mich mehr und mehr fragte, was das soll. Schade, denn die Ausgangssituation des Romans fand ich wirklich gut. Positiv finde ich das Licht, das Shayan auf die Deutschen wirft und wie er die Kulturen vergleicht und die „Logikfehler“ in der deutschen Sprache aufdeckt. Vielleicht bin ich einfach zu alt für diesen Roman und hinterfrage zu viel. Vielleicht ist das Buch auch einfach wirklich etwas drüber und ich muss das einfach so hinnehmen … kann ich aber leider nicht!