Rezension

Ein historischer Roman, den man nicht so schnell vergisst

Die Hexe von Nassau - Nicole Steyer

Die Hexe von Nassau
von Nicole Steyer

Bewertet mit 5 Sternen

Herzogtum Nassau im Jahre 1676

Katharina lebt mit ihrer Mutter in Idstein. Der Vater ist bereits vor langer Zeit gestorben, doch die beiden Frauen führen ein gottgefälliges Leben und haben als Näherinnen ein recht gutes Auskommen. Als Katharina nach vielen Jahren ihren Jugendfreund Andreas wiedersieht, ist es gleich um sie geschehen. Ihm scheint es nicht anders zu ergehen, sodass Katharina voller Freude in die Zukunft blickt. Doch das Schicksal schlägt mit aller Härte zu, als Graf Johannes zu Ohren kommt, dass in seinem Land Hexen ihr Unwesen treiben, die Mensch und Tier mit Schadenzauber belegen. Er fordert seine Untergebenen auf, Verdächtige zu melden, damit sie eingeholt und befragt werden können. Leonard Busch, der Henker des Grafen, führt die Befragungen der eingeholten Hexen mit allergrößter Grausamkeit aus. Auch Katharinas Mutter gerät ins Visier des Henkers. Mit seinen brutalen Foltermethoden bringt der Henker die gottesfürchtige Frau dazu, ihre Buhlschaft mit dem Teufel zu gestehen und so endet sie schließlich auf dem Scheiterhaufen. Damit ist der Albtraum für Katharina noch lange nicht beendet, denn der Henker hat es sich zum Ziel gesetzt, die junge Frau ebenfalls auf den Scheiterhaufen zu bringen.....

Meine Meinung

Dieser historische Roman beginnt mit einem Prolog, in dem man eine junge Frau dabei beobachtet, die beim Anblick des Feuers, das zu Ehren des Martinsfestes entzündet wird, von ihren Erinnerungen eingeholt wird. Bereits der Einstieg in die Handlung gelingt mühelos, da Nicole Steyer Handlungsorte und Protagonisten so lebendig beschreibt, dass man sich gut in die jeweiligen Situationen hineinversetzen kann. Man folgt ihr in die dunkle Zeit der Hexenverfolgung und beobachtet entsetzt, und doch fasziniert, das Geschehen.

Gemeinsam mit Katharina stellt man fest, wie wankelmütig das Schicksal sein kann. In einem Moment erscheint die Zukunft in rosigen Farben, doch eine unbedachte Äußerung oder ein harmloses Lied, können dafür sorgen, dass man ins Visier der Hexenverfolgung gerät. Dann gibt es kein Entrinnen mehr, nur unerträgliches Leid und Folterungen, die schließlich im Feuertod enden. Eine hochromatische Liebesgeschichte, die lediglich eine historische Kulisse hat, braucht man hier nicht zu befürchten. Denn beim Lesen wird schnell klar, dass die Autorin die Hintergründe der Idsteiner Hexenverfolgung gründlich recherchiert und spannend in die Handlung eingeflochten hat. Im lesenswerten Nachwort erfährt man dann genau, in welchem Maße sich historisch belegte Fakten und Fiktion mischen. Nicole Steyer gelingt es , eine durchgehend fesselnde Geschichte zu erzählen, bei der man sich keinen Moment langweilt. Gemeinsam mit der Hauptprotagonistin durchlebt man die unterschiedlichsten Gefühle und kann diese glaubhaft nachvollziehen. Der historische Hintergrund wirkt ebenso realistisch. Man kann den Trubel des Markttages um sich herum genauso spüren, wie die Sensationslust bei den Hexenverbrennungen. Das blanke Entsetzen bei den Folterungen, das Gefühl, dem Henker auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein und die unmenschlichen Haftbedingungen, bei denen man mit üblen Gerüchen und Ungeziefern aller Art konfrontiert wird, sorgen dafür, dass man diesen Roman, und den wahren Hintergrund der Erzählung, nicht so schnell vergessen wird.