Rezension

Ein historisches Highlight

Der Gaukler - Thomas Ziebula

Der Gaukler
von Thomas Ziebula

Bewertet mit 5 Sternen

Der Gaukler von Thomas Ziebula
erschienen im September 2013 bei Bastei Lübbe
655 Seiten unterteilt in Prolog, 14 Kapitel und Epilog

Dem Roman voraus steht eine Karte mithilfe derer man die Route der Gaukler in den Jahren 1622 bis 1628 nachvollziehen kann und im Anschluss gibt es ein Nachwort des Autors, in dem er seine Figuren in historische und fiktive Persönlichkeiten trennt bzw. auf einige der historischen Fakten näher eingeht.

Inhalt:
Der Roman spielt zur Zeit des dreißigjährigen Krieges.
Susanna, eine protestantisch erzogene Schneiderstochter, und Hannes, ein katholischer Bauerssohn, sind seit frühester Kindheit ineinander verliebt und würden gerne heiraten.
Doch Susannas Eltern sind strikt gegen eine Verbindung ihrer Tochter mit einem Papisten.
Just zu der Zeit, als die beiden beschließen gemeinsam aus der Heimat fortzugehen um ihr Glück zu finden, erreicht der Krieg auch ihr kleines Heimatdorf und Susannas Vater bringt sie und ihre kleine Schwester Hals über Kopf in die vermeindlich sichere Stadt Heidelberg zu Verwandten.
Der verzweifelte Hannes wartet vergeblich auf seine geliebte Susanna und weiß nichts über ihren Verbleib.
Als Heidelberg fällt rettet David, ein herumziehender Gaukler, Susanna vor den Landsknechten.
Da Susanna vom Tod Hannes und seiner ganzen Familie gehört hat, bleibt sie bei David und schließt sich seiner Gauklertruppe an.
Doch Hannes lebt...

Meine Meinung:
Wer nach dieser Inhaltsangabe eine Liebesgeschichte vor historischer Kulisse erwartet, hat nur zu einem kleinen Teil recht, denn dieser Roman ist viel viel mehr.

Natürlich geht es hauptsächlich um die drei Protagonisten Susanna, Hannes und David, deren Schicksalswege sie immer wieder zusammen- und auseinanderführt, aber dank Thomas Ziebulas mitreißenden und bildhaften Schreibstils hofft, bangt und leidet man auch mit allen anderen Figuren des Romans mit, wie z.B. mit Stephan und seiner polternden "Landgräfin" Marianne, mit Rübelrap und der auch mit den englischen Komödianten, ja sogar mit Maximilian von Herzenburg.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen und als Leser entwickelt man, für fast alle, während des Lesens Sympathie.
 
Thomas Ziebula gelingt es wunderbar, die geschichtlichen Details und historischen Persönlichkeiten mit seiner erfundenen Geschichte zu verweben, da dass die Geschichte jederzeit spannend und gut unterhaltend bleibt und auch (was ich besonders liebe) immer wieder animiert, sich über das Gelesene hinaus weiter  zu informieren.

Sehr spannend fand ich dabei auch, über die Anfänge der Schauspielkunst in Deutschland zu lesen. Wie sich diese hohe Kunst der Unterhaltung vom einfachen Possenreißen  zum tatsächlichen Schauspiel entwickelt hat.

Ich vergebe nicht allzu oft volle 5 Sterne, aber dieser Roman hat es verdient und ich kann ihn mit bestem Gewissen jedem Fan historischer Romane nur wärmstens empfehlen.

Übrigens:
Ein zweiter historischer Roman des Autors mit dem Namen "Die Hure und der Spielmann"  erscheint bereits im August 2014 und ich freue mich schon jetzt darauf .