Rezension

Ein höchst raffinierter Plot mit geschmackvollen Erotikszenen

Flamingofeuer - Lay Laura

Flamingofeuer
von Lay Laura

Bewertet mit 4 Sternen

Leons zweiter Roman muss ein rauschender Erfolg gewesen sein; doch nun ist sein Ruhm verblasst, das Geld verbraucht. Leon verbindet mit dem Gedanken an seinen Erfolgsroman „Die schwarze Augenmaske“ etwas Peinliches, das er noch nicht einmal sich selbst gegenüber auszusprechen wagt. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem erotischen Roman. Leon Walsky habe ich mir vorgestellt wie den armen Poeten in seiner Dachkammer. Er muss seine restlichen Habseligkeiten verkaufen und kann die nächste Miete nicht mehr bezahlen. Ein exklusiver Schreibauftrag für erotische Geschichten könnte seine Rettung aus der Not sein. Seine Mäzenin Tanya von Rosenfels gibt sich wohlhabend und bietet sich am Standort ihres frisch erworbenen Gutshauses  als bevorzugtes Klatschthema an. Die Sicht der Bewohner dieses wirtschaftlich proper wirkenden Ortes auf Tanya R. erzählt  in Ichform der Deutschlehrer Christian Konrad. Leon bricht derweil auf zum Flamingo-Gehege des Zoos; denn seine Auftraggeberin hat ihm schriftlich exakt übermittelt, was sie wünscht. Alles scheint perfekt zu klappen, Tanya fordert, Leon liefert, Tanya überweist umgehend sein Honorar.

"Laura Lay" fügt ein dicht geknüpftes Netz von miteinander verknüpften Personen und Orten zusammen, das wie das Muster eines  orientalischen Wandteppichs wirkt. Immer wenn ich glaubte, ich wäre allen Ranken und Windungen gefolgt, entdeckte ich eine neue Perspektive, eine neue Windung im Muster. Schon der Rahmen der Geschichte wirkt verschlungen. Eingepasst in den Rahmen werden in knappen Worten Einzelgeschichten (mit  geschmackvollen erotischen Szenen), die zunehmend die Neugier steigern auf die rätselhafte Beziehung zwischen Autor und Mäzenin. Die sexuelle Identität der Figuren scheint fließend zu sein und damit die Leser immer wieder herauszufordern. Dazwischen prasseln Unwetter auf die Protagonisten herein, neue Blickwinkel eröffnen sich. Fragen über Fragen …  Befinde ich mich eigentlich gerade in meinem Buch oder in Leons Manuskript? Könnte eine Figur ihre Geschichte verlassen und in Leons Wirklichkeit eintreten? Wirkt  Christian mit seinem Vertretungsvertrag nicht auch wie ein armer Poet? Wie viele Tanjas gibt es im Buch in wie vielen Schreibweisen? Welche Rolle spielt die Wahrsagerin?

Die verblüffende Auflösung  krönt schließlich einen kunstvoll verwobenen Plot, der immer wieder Zweifel an meiner Wahrnehmung säte, als würde ich auf optische Täuschungen schauen.  Blicke in spiegelnde Fensterscheiben,  Zweifel der Figuren an den Geschehnissen, immer wieder Illusionen, diese beinahe fotografischen Blickwinkel haben mich  überrascht und gefesselt. Dekoriert wird das Spiel mit der Illusion mit süffisanten Seitenhieben auf den Literaturbetrieb.

Lassen Sie sich überraschen ….