Rezension

Ein Hotel, das Wunden heilt

Das Hotel am Fuße des Vulkans -

Das Hotel am Fuße des Vulkans
von Joyce Maynard

Bewertet mit 4 Sternen

Dass die Hauptfigur Irene nach einem schweren Verlust nur noch weg will von San Francisco, ist verständlich. Als sie spontan in einen Bus steigt und in einem Hotel in einem mittelamerikanischen Dorf landet, wo sie fürsorglich aufgenommen wird, scheint es das Schicksal diesmal gut mit ihr zu meinen.

In blumiger Sprache entfaltet Joyce Maynard einen exotischen Schauplatz in üppiger Natur, in den man mit allen Sinnen eintaucht, ähnlich wie in das gelungene Buchcover. Für Irene ist „La Llorona“, das von einer weisen, außergewöhnlichen Frau geführt wird, genau die richtige Unterkunft, um auf andere Gedanken zu kommen. Erfreulicherweise zeichnet die Autorin kein reines Paradies, sondern einen bezaubernden, aber auch maroden Ort, wo Schönheit und Vergänglichkeit, warmherzige und hinterhältige Menschen Seite an Seite existieren.

Tragische, heitere und erstaunliche Lebensgeschichten von Gästen, Angestellten und Dorfbewohnern treffen aufeinander. Manche berührten mich emotional, manche schienen mir etwas zusammenhanglos aneinandergereiht, doch am Ende liefen viele Fäden auf überraschende Weise zusammen. Es ist ein lebensbejahender Roman, der zeigt, wie man am Tiefpunkt seines Lebens wieder Hoffnung und Mut für einen Neuanfang schöpfen kann.