Rezension

Ein interessantes Gedankenexperiment

Das Vermächtnis des Lumpen -

Das Vermächtnis des Lumpen
von Thomas Majhen

Bewertet mit 5 Sternen

homas Majhen hat mit diesem Roman abermals ein Werk geschaffen, das man in das Genre „alternative Geschichte“ einordnen muss.

 

Was wäre gewesen, wenn Adolf Hitler im Jahr 1938 bei einem Putsch ums Leben gekommen wäre? Wäre es zu einem Bürgerkrieg zwischen linientreuen Nazis und den Anhängern der Putschisten gekommen?

 

Der Autor spinnt den Gedanken weiter und lässt seine Leser in ein verwirrendes Gedankenspiel eintauchen, zumal sehr lange nicht klar ist, ob der Diktator wirklich tot ist.

 

Wir erleben die Unschlüssigkeit bei den hochrangigen Militärs, die Spaltung der Wehrmacht und der zivilen Bevölkerung sowie die Fanatiker, die nicht an den Tod des Führers glauben und alles, ja selbst Halbwüchsige, in die Schlacht um Nazi-Deutschland werfen und auch nicht davor zurückschrecken, Freunde als vermeintliche Verräter standrechtlich zu verurteilen. Sie werden entweder erschossen oder auf dem nächsten Laternenpfahl aufgeknüpft.

 

Meine Meinung:

 

Nun, wir wissen es besser. Hitler hat überlebt und die Welt in einen Krieg gezwungen, der, Schätzungen zufolge, rund 60 Millionen Tote, die Mehrzahl davon Zivilisten, sowie 14 Millionen in Lagern ermordete Juden, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter sowie Menschen, die nicht ins System passten, forderte.

 

Trotzdem ist das Gedankenspiel sehr spannend, zu lesen, auch wenn es vermehrte Aufmerksamkeit erfordert. Eine Vielzahl von historischen Personen sowie Ereignisse begleiten uns hier. Die Namen Verschwörer/Putschisten lesen sich wie das "Who-ist-Who" der Attentäter vom 20. Juli 1944 rund um Stauffenberg: Beck, Goerdeler, Canaris etc..

Eine interessante Frage kann auch nach Jahrzehnten der Forschung nicht schlüssig beantwortet werden: Sollte nur Hitler und seine Entourage weg, aber die Politik mit gemäßigten Politikern weitergeführt werden? Wenn ja, in welcher Form? Rückkehr zur Monarchie? Das hätte man hier im Roman ja versucht. Demokratie wär’s wohl keine geworden.

 

Auf Thomas Majhens Buch muss man sich einlassen (können). Wie schon in dem Vorgängerroman „Die Clique der Ehrlosen“ bringt uns der Autor die dramatischen Ereignisse zwei Handlungssträngen näher. Da ist zunächst jener der Verschwörer und Hitler-Anhänger und der zweite Handlungsstrang führt uns in das Leben von Jugendlichen, die stellvertretend für die das Volk stehen - Anhänger wie Gegner Hitlers. So haben wir es insgesamt mit 4 Handlungssträngen zu tun, die einander bedingen und geschickt verknüpft sind. Ob der Fülle der Zahlen, Daten und Fakten eine aufwendige Arbeit des Autors.

 

Fazit:

 

Ein gelungenes Gedankenexperiment, das ich gerne gelesen habe und dem ich 5 Sterne gebe.