Rezension

Ein Killer auf Gottes Wegen

Zehn Tipps, das Morden zu beenden und mit dem Abwasch zu beginnen
von Hallgrímur Helgason

Bewertet mit 4 Sternen

Toxic, bisher erfolgreicher kroatischer Auftragskiller aus New York, erwischt bei seinem letzten Job einen FBI-Agenten. Da nun der Teufel los ist, flieht er auf dem schnellsten Weg und landet als amerikanischer Fernsehprediger in Island. Ehe er es sich versieht, steckt er mittendrin in seiner Rolle als Geistlicher und becirct nicht nur islaendische Glaeubige…
Schraeg, schraeger, am schraegsten ;-). Dass bei einem solchen Titel einen kein ‚normaler‘ Krimi erwartet, leuchtet ein. Aber es ist auch kein Unnormaler sondern gar keiner, vielmehr eher die Beschreibung einer Laeuterung eines immens grossen Suenders. Was sich nun vielleicht fade und oede anhoeren mag, wird jedoch bei einem Autor wie Helgason zu einem skurrilen wie auch witzigen Leseerlebnis.
Toxic, der vor seiner Laufbahn als Killer Soldat in Kroatien war, ist der Icherzaehler mit einem aeusserst lockeren wie auch vulgaeren Tonfall. Er beschreibt Island, das ihm zuvor voellig unbekannt war, aus der Sicht eines Kaempfers (‚Was ist mit diesen Islaendern los? Keine Armee. Keine Pistolen. Kein Nix.‘) wie auch eines Grossstadtmenschen (‚Der Dom ist so gross; wie eine Hundehuette Gottes.‘) und erzaehlt nebenbei noch aus seinen frueheren Leben. Wie ihm der Eurovision Song Contest das Leben rettete, wie er aus Versehen seinen Vater erschoss, wie er seine Morde vorbereitete (‚‘Das Opfer ist Koenig‘ ist mein Motto.‘), wie er den Krieg erlebte (‚In unserer Einheit haben wir fuenf Leben verloren, sechs Beine, drei Arme und ein paar Finger.‘). Es sind schreckliche Dinge ueber die er berichtet, aber dies macht er mit einer solch scheinbaren Selbstverstaendlichkeit und Direktheit in einer derart ungewohnten Sprache, dass man immer wieder lachen muss.
Trotz der vielen Geschichten aus der Vergangenheit Toxics bleibt die aktuelle Story, der Aufenthalt in Island, spannend. Dazu noch eine Liebesgeschichte und ein ueberraschender Schluss - einfach gelungen. Die volle Sternezahl gibt es nur deshalb nicht, weil es gelegentlich doch ein bisschen sehr schraeg war.