Rezension

Ein komplexer Krimi, bei dem wenig so ist, wie es scheint

Die Medici-Morde -

Die Medici-Morde
von David Hewson

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem ich den historischen Krimi „Garten der Engel“ von David Hewson gelesen habe, der im von den Nationalsozialisten besetzten Venedig spielt, schwer begeistert war (und noch immer bin), habe ich zu „Die Medici-Morde“ gegriffen.

 

Der Inhalt ist im Klappentext wie folgt umrissen:

 

„Wurde dem erfolgreichen TV-Historiker Marmaduke Godolphin seine intrigante Rücksichtslosigkeit zum Verhängnis? Godolphin ist alles andere als ein umgänglicher Zeitgenosse und berüchtigt für seinen Narzissmus. Um seine ins Stocken geratene Fernsehkarriere zu befeuern, plant der »Duke« die Inszenierung einer sensationellen historischen Entdeckung rund um zwei Morde an Mitgliedern der Medici-Familie im 16. Jahrhundert. Auch ehemalige Schüler:innen und Weggefährt:innen aus seiner Zeit in Cambridge hat er dazu nach Venedig eingeladen. Doch bevor es zur Enthüllung kommt, wird Godolphin tot in einem canale aufgefunden. Ermittlerin Valentina Fabbri hat Verdächtige genug. Sie bittet den pensionierten Archivar Arnold Clover um Mithilfe.“

 

Das klingt nach einem fesselnden, vielschichtigen und komplexen Krimi. Doch irgendwie dauert es für mein Gefühl ewig, bis der Krimi so richtige Fahrt aufnimmt. Dabei ist das Auftauchen von neuen Dokumenten zu einem mehr als 500 Jahre alten Verbrechen ziemlich brisant. Muss die Geschichte rund um die Medicis neu geschrieben werden? Das soll das Treffen der Historikerinnen und Historiker im Venedig der Gegenwart unter der Leitung von Marmaduke Godolphin herausfinden, dem auch Arnold Clover, ein Archivar, der in der Vergangenheit den einen oder anderen Strauß mit dem selbstherrlichen und intriganten Godolphin ausfechten musste, angehört. Doch bevor Godolphin mit seiner explosiven Enthüllung an die Öffentlichkeit treten kann, wird er - ganz im Stile der Medici - ermordet.-

 

Dass es Dutzende Personen gibt, die ein veritables Motiv haben, den arroganten Godolphin um die Ecke zu bringen, macht es der Ermittlerin Signora Capitano Valentina Fabbri nicht gerade leicht. An eine Aufklärung „bis zum Abendessen in einem Nobelrestaurant“ ist nicht zu denken.

 

Doch leider, leider verzettelt sich der Autor in seitenlangen, detaillierten Beschreibungen der Stunden und Tage vor dem Mord. Auch die Teilnehmer an der Historikerrunde sowie die Sichtung der Unterlagen zum Mord in der Renaissance sind genau beschrieben. Das zieht sich für meinen Geschmack stellenweise. Gut gefällt mir, dass uns der Autor in die eine oder andere Calle Venedigs mitnimmt, die einem als Tourist verborgen bleiben.

 

Das Geschehen rund um den historischen Mord ist ebenfalls ausführlich beschrieben, fesselt aber mehr als das aktuelle Verbrechen. Als Leser kann man ob der Schilderung nicht klar erkennen, was Fakt oder Fiktion ist.

 

Hängen das historische Rätsel und der aktuelle Mord zusammen? Oder ist Godolphins gewaltsamer od nur das zufällige zeitliche Zusammentreffen von Ereignissen, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben?

 

Fazit:

 

Diesem raffinierten in das trübe winterliche Venedig eingebetteten Krimi gebe wegen der zahlreichen langatmigen Stellen 4 Sterne.