Rezension

Ein Krimi, der eher als Frauenroman daherkommt

Zwischen zwei Nächten - Edith Kneifl

Zwischen zwei Nächten
von Edith Kneifl

Bewertet mit 3 Sternen

"Zwischen zwei Nächten" sehe ich nicht als Kriminalroman, sondern als Frauenroman! Ann-Marie reist aus New York nach Wien, um beim Begräbnis ihrer besten Freundin Anna zu sein. Diese ist vom Balkon gestürzt. Selbstmord heißt es seitens der Polizei, doch Ann-Marie hat Annas treulosen Ehemann Alfred in Verdacht. Vor ihrem Tod hatten die beiden Frauen einen Neuanfang geplant, Anna wollte Alfred verlassen und diese Pläne lassen nicht auf einen Selbstmord schließen. Außerdem hat Anna keinen Abschiedsbrief hinterlassen und ihre Tagebücher sind verschwunden. Nach dem Leichenschmaus versucht Ann-Marie duch Befragung der Trauergäste mehr Informationen über Annas Tod zu erhalten. Und auch Alfred muss sich ihrem Verhör unterziehen.

Ich fand das Buch nicht sonderlich spannend. Der Leser weiß realiv früh, dass der Sturz vom Balkon kein Selbstmord war. Nur auf den letzten Seiten, in denen sich Ann-Maries Verhör mit Alfred zuspitzt kommt endlich etwas Spannung auf. Daher ist dies für mich auch kein Krimi, obwohl es um die Aufklärung eines inszenierten Mordes geht. Vielmehr steht die innig, tiefe Freundschaft der beiden Frauen im Vordergrund, die sich seit der Schulzeit kennen. In Rückblenden und Dialogen erfährt man, dass es sich bei Anna und Ann-Marie um wesentlich mehr als Freundschaft gehandelt hat.

Gut dargestellt fand ich die beiden Protagonisten. Anna, aus wohlhabenden Verhältnissen stammend, die als erfolgreiche Architektin nie unter Geldmangel litt und Ann-Marie, die sich nach dem Abbruch ihres Kunststudiums in New York mit allen möglichen Jobs über Wasser hält und den Flug nach Wien zur Beerdigung ihrer Freundin nur bezahlen kann, weil sie sich von allen möglichen Leuten Geld geliehen hat. Die eine suchte das Glück in der Ehe, die andere im fernen Amerika. Sie wollten zusammen neu anfangen, doch Annas Tod hat diesen Traum zerstört.

Der Schreibstil der Autorin hat mir überwiegend gut gefallen, weil er sehr detailreich ist. Was mich aber total geärgert hat, ist der lange Monolog Annas, in dem ihre Depression deutlich wird. Dieser ist auf 14 Seiten dargestellt, in denen es überhaupt keine Zeichensetzung gibt. Zuerst dachte ich es handelt sich dabei um einen Fehler des Verlags, bis mir aufgefallen ist, dass dies so beabsichtigt ist. Ich weiß nicht, was das soll! Will die Autorin damit die endlose Depression unterstreichen? Was auch immer sie damit bezweckt hat, mich hat es einfach nur genervt! Das ist aber auch das einzige was ich an dem Schreibstil der Autorin auszusetzen habe. Alles andere, besonders die Szenenwechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit haben mir sehr gut gefallen.

"Zwischen zwei Nächten" war der erste großer Erfolg von Edith Kneifl und ist erstmals 1991 erschienen. Für diesen Roman erhielt sie 1992 als erste Frau den Glauser-Preis, der als einer der wichtigsten Krimipreise im deutschsprchigen Raum gilt. Ende August 2011 wurde das Buch vom Haymon Verlag neu als Taschenbuch herausgebracht. Edith Kneifl gilt als erfolgeichste Kimiautorin Österreichs. Ihre Werke wurden in mehrere Spachen übersetzt.

Fazit:
Ein sehr feministischer Roman, der ganz nett ist für zwischendurch. Von einem Krimi erwarte ich mir aber wesentlich mehr!