Rezension

Ein Kriminalroman, der mich gut unterhalten hat, aber gleichzeitig nachdenklich zurückgelassen hat

1965 - Der erste Fall für Thomas Engel - Thomas Christos

1965 - Der erste Fall für Thomas Engel
von Thomas Christos

Bewertet mit 5 Sternen

Thomas Engel, gerade dem spießigen Elternhaus in einem kleinen Ort entkommen, beginnt sein neues Leben nach bestandenem Abitur und  einer 20wöchigen Ausbildung auf der Landeskriminalschule in Düsseldorf als Kommissar bei der Kriminalpolizei und zwar im Jahre 1965, wo er recht schnell mit seinem ersten Mordfall konfrontiert wird. Parallel dazu erzählt der Autor eine Geschichte, die 1939 mit den Ermittlungen eines jungen Hauptkommissars beginnt, der ebenfalls einen Mord aufklären möchte. 

Der Autor Thomas Christos lässt mich als Leser in das Lebensgefühl, Sorgen, Ängste, den Polizeialltag .... beider Zeiten eintauchen und ganz schnell wird klar, beide Zeiten und Geschehnisse stehen in enger Verbindung.

Die Ermittlungen fand ich interessant, jedoch nicht übermäßig spannend, brisant wurden sie jedoch zu beiden Zeiten durch politische Hintergründe, Ereignisse, Seilschaften... Es waren für mich sehr lehrreiche Geschichtsstunden.

Der Autor zeigt mir schonungslos, was passiert ist, an vielen  Stellen läuft es mir kalt den Rücken herunter, dabei gibt es jedoch auch Stellen (bezüglich der Musik und der Mode) die mich schmunzeln ließen. 

 

Die Protagonisten des Kriminalromans kann ich mir alle sehr gut vorstellen , zu dem wird bei einigen von ihnen die Innerliche Zerrissenheit offensichtlich. Thomas ist sehr jung, sozusagen ein Vertreter der Nachkriegskinder, während die Generation seiner Eltern und Kollegen den Krieg miterlebt haben.  Welche Auswirkungen hat die Naziherrschaft auf ihr späteres Leben gehabt? Thomas bekommt durch seinen Drang und Mut den Mord aufzuklären, einen tiefen Einblick in die Ereignisse der Vergangenheit. Ich, als Leser, erfahre noch  über weitere Geschehnisse, die sich u.a. damals und heute (1965) in Kinderheimen und Kliniken zugetragen haben.

Alles ist über mindestens über fünf Jahrzehnte her und trotzdem, so scheint es mir, gibt es auch Parallelen bis in unsere heutige Zeit. Auch stelle ich mir die Frage, wie hätte ich an der Stelle einiger der Figuren reagiert. 

Der Autor hat es geschafft einen äußerst facettenreichen Kriminalroman zu schreiben, der mich als geschichtlich und politisch interessierten Menschen tief beeindruckt hat. Ich möchte unbedingt mehr von Thomas und seinem weiteren Werdegang erfahren. Sehr gespannt warte ich auf den nächsten Fall!

Eine klare Leseempfehlung von mir für alle,  die tiefgründige Kriminalromane inklusive geschichtlicher Zeitreise mögen.

Fünf Sterne!