Rezension

Ein Leben zwischen den Zeiten

Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth - Margret Greiner

Charlotte Berend-Corinth und Lovis Corinth
von Margret Greiner

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Charlotte Berends künstlerisches Talent von ihrem Vater gefördert wird ist im Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts ungewöhnlich. Dass sie als verarmte, jüdische, junge Frau in die Malschule von Lovis Corinth eintritt, ein Zufall. Daraus entwickelt sich eine große Liebesgeschichte, zwei Künstler, die ihren Weg gehen und doch ein gemeinsames Leben meistern – mit allen Höhen und Tiefen, die die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gesellschaftlich und politisch bereithält. Charlotte Berend-Corinth fand in dem so viel älteren Lovis den Mann fürs Leben, ihren Lehrer, ihre Bestimmung. Sie war ihm Schülerin, Muse, Geliebte, Ehefrau, Mutter seiner Kinder und oft der einzige Halt. Doch die starke Frau zerbrach nicht an der komplizierten, aufreibenden Exzentrik des Künstlers, ließ sich nicht auf eine eng definierte Frauenrolle festlegen.

Das Buch zeichnet ein eindrucksvolles Portrait einer starken Frau. Sie verleugnete ihr Wesen und ihr künstlerisches Potential nicht. Dem Leser begegnen bekannte und unbekannte Künstler der Berliner Szene der 20er Jahre. Geschichtliche Ereignisse werfen Licht und Schatten und der Leser sieht alles wie in einem Rausch an sich vorbei ziehen.

Die Roman-Biografie liest sich wundervoll. Sprachlich hervorragend gelungen, für einen Roman vielleicht etwas zu sachlich-distanziert geschrieben, doch das hat mich nicht gestört. Man vermisst nur Fotos, Abbildungen der Gemälde und Personen, das ist in dieser Ausgabe aber wohl nicht möglich gewesen.

Nur ungerne schließe ich das Buch. Die Bilder und Personen werden mich noch lange begleiten. Charlotte Berend-Corinth war eine beeindruckende Persönlichkeit.