Rezension

Ein Meer von Blut

Mann am Boden - Roger Smith

Mann am Boden
von Roger Smith

Wenn es um die Darstellung ausufernder Gewaltszenen geht, ist der südafrikanische Autor Roger Smith kein Kind von Traurigkeit. Das hat er bereits hinlänglich mit seinen Thrillern aus den Cape Flats bewiesen, wobei hier aber immer auch eine gehörige Portion Gesellschaftskritik zu finden war. In „Mann am Boden“, seiner neuesten Veröffentlichung, sind die kritischen Passagen - leider - eher minimal und sehr dezent, was daran liegen mag, dass Smith den Kontinent gewechselt hat, denn der Handlungsort ist diesmal nicht Kapstadt, Südafrika sondern Tucson, Arizona.

Wobei – so ganz stimmt auch das nicht, denn der Protagonist John Turner kommt aus Johannesburg, ist aber vor zehn Jahren mit Frau und Tochter in die USA übergesiedelt. Nicht grundlos, wie der Leser im Laufe der Geschichte erfährt, denn er ist ein Mann mit Vergangenheit. Aber auch ein Mann mit einer Gegenwart, die zumindest seiner Ehefrau überhaupt nicht gefällt, hat er doch ein Verhältnis mit seiner Assistentin. Und genau für diese beabsichtigt er seine Familie zu verlassen, um mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Seine Frau leistet Widerstand, und Turner entwickelt einen perfiden Plan. Schließlich hat er ja noch Kontakt zu einem Kumpel aus Südafrika. Dass schlussendlich alles ganz anders als erwartet kommt, hätte er sich dann doch nicht träumen lassen, denn alles versinkt am Ende in einem Meer von Blut…

Roger Smiths Thriller kommt im Gewand eines Tarantino-Films daher: jede Menge Gewalt, ein Blutbad folgt dem nächsten und immer wieder ist der Sucher der Kamera direkt auf das Massaker gerichtet – Gemetzel in Reinkultur. Jede Figur hat ihre zugewiesene Rolle, da ist nicht nur wenig Platz für Details sondern auch kein Raum für Emotionen, außer den Todesängsten der Beteiligten. Unterm Strich betrachtet ist mit das zu wenig, da ich auch seine „reinen“ Südafrika-Thriller gelesen habe und weiß, dass Smith es besser kann.

Keine Frage, die Story hat Tempo und ist spannend. Die Sprache ist vertraut, derb und hart wie immer bei Smith. Die Personen ok, wenngleich mir auch die Charakterisierungen etwas einfach gestrickt und wenig differenziert erscheinen. Und auch die Rückblenden in die Vergangenheit passen, um die aktuellen Ereignisse durch die entsprechenden Hintergrundinformationen plausibel erscheinen zu lassen. Was ich allerdings sehr vermisst habe, waren, wie bereits eingangs erwähnt, die gesellschaftskritischen Einschübe, die aus Roger Smith Thrillern etwas Besonderes machen. So ist „Mann am Boden“ leider meinen Erwartungen nicht gerecht geworden.