Rezension

Ein modernes Märchen

Die silberne Königin
von Katharina Seck

Bewertet mit 4 Sternen

Schon seit langer Zeit befindet sich die Stadt Silberglanz in einer Welt voller Eis und Schnee. Die Bevölkerung leidet unter der ständigen Kälte und führt ein hartes und entbehrungsreiches Leben. Mitten in der Stadt befindet sich die Chocolaterie von Madame Weltfremd, die neben den vielen Köstlichkeiten auch für das Geschichten erzählen bekannt ist. Als sie eine neue Stelle ausschreibt, bewirbt sich die 24-jährige Emma, die von nun in der Küche mitarbeiten darf. Doch dann beginnt die Madame, Abend für Abend ein Märchen über eine silberne Königin zu erzählen, wobei immer mehr Parallelen zum Leben von Emma sichtbar werden... .
Von Anfang an ist es der Autorin Katharina Seck gelungen, mich in die eisige Welt von Silberglanz mitzunehmen. Besonders gut hat mir dabei gefallen, dass mitten in der Geschichte durch die Erzählung des Märchens über die silberne Königin eine Metaebene aufgemacht wird, die so noch einen weiteren Raum zur Interpretation der Handlung bietet. Da man als Leser nicht mehr weiß als Emma selbst, kann man genau wie sie über die Erzählung nachdenken und sie weiterspinnen.
Erzählt wird die Geschichte aus der dritten Person, wobei meistens Emma im Fokus der Handlung steht. Sie ist eine sympatische junge Frau, die im Verlauf des Buches sehr viel Mut und innere Stärke beweist. Während des Lesens ist sie mir schon ans Herz gewachsen. Auch die Nebenfigur Ophelia, die mit in der Chocolaterie arbeitet, mochte ich sehr gerne. Mit ihrer Fröhlichkeit und ihrer besonderen Art bringt sie etwas Schwung in die Geschichte. Leider sind sie und auch Madame Weltfremd ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr präsent und tauchen nur noch am Rande auf. In dieser Zeit dreht sich das Geschehen mehr um Emma und um Caspar, den Herrscher von Glanzvoll.
Generell kann man über die Figuren sagen, dass sie alle glaubhaft wirken und keine Klischee-Märchenfiguren sind. So gibt es nicht nur böse und gute Personen, sondern alle haben eine Vergangenheit, die sie geprägt hat.
Frau Seck gelingt es, durch die vielen Beschreibungen von Silberglanz, aber auch durch die Darstellung der Kälte, die fast spürbar wird, eine glaubhafte Welt zu schaffen. Auch wenn man eindeutige Bezüge zu ,,Tausend und eine Nacht" erkennen kann, hat sie daraus doch etwas ganz eigenes und neues geschaffen. Mich hat die Handlung vom Anfang bis zum Ende begeistert und teilweise viel es mir schwer, dass Buch wegzulegen.
Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat mir ,,Die silberne Königin" sehr gut gefallen und ich empfehle das Buch gerne weiter.