Rezension

Ein Mörder mit dunkler Botschaft

Der dunkle Bote - Alex Beer

Der dunkle Bote
von Alex Beer

Bewertet mit 4 Sternen

„Der dunkle Bote“ von Alex Beer erschien am 27.05.2019 im Verlag Random House Audio als Hörbuch.

Sprecher: Cornelius Obonya

Spieldauer: 7Std. 38Min.

Das Cover ist sehr düster und man vermutet schon einen Krimi als Inhalt.

Wien 1920, der 1. Weltkrieg ist seit 2 Jahren beendet, viele Männer sind arbeitslos, Lebensmittel sind knapp und das Verbrechen herrscht auf den Straßen. August Emmerich und sein junger Assistent Ferdinand Winter werden zu einem Tatort gerufen, der Tote ist von einer Eisschicht überzogen. Einen Tag später wird eine weitere Leiche an einem seltsamen Ort aufgefunden, ab jetzt glauben die Ermittler an einen Serientäter. Die Ermittlungen erweisen sich mehr als schleppend, der Kriminalinspektor August Emmerich hat noch mehr Probleme, seine Lebensgefährtin wurde von ihrem Ehemann entführt.........

„Der dunkle Bote“ ist der 3. Fall des Kriminalinspektors Emmerich, es ist hilfreich die vorhergehenden Teile zu kennen. Die Autorin gibt eine kurzen Abriss der vorhergehenden Geschehnisse, so kann man auch neu in die Geschichte einsteigen. Alex Beer lässt den Hörer nach kurzer Zeit ins Wien der 20. Jahre des vergangenen Jahrhunderts eintauchen. Sie verwebt sehr glaubhaft historische Fakten und Fiktion. Sehr atmosphärisch und stimmungsvoll spürt man die Not der Bevölkerung, die von  Arbeitslosigkeit, schlechter wirtschaftliche Lage und Perspektivlosigkeit geprägt ist. Die Unzufriedenheit der Menschen die sich daraus bildenden radikalen Strömungen, die teils auch aus dem verlorenen Krieg resultieren wurden von der Autorin überzeugend wiedergegeben. Die Inszenierung der Morde und der Plot sind spannend und nachvollziehbar charakterisiert. Die Ermittlungen der Kommissare stecken lange Zeit im Dunkeln, erst spät kommen sie auf die richtige Spur. Das Privatleben des Kommissars Emmerichs seine Suche nach seiner Lebensgefährtin lenkt teilweise etwas ab, gleichzeitig lässt es in die tiefen Abgründe der Menschen blicken.
Der Schreibstil ist sehr detailliert und plastisch, sie hat den „Wiener Schäh“ passend getroffen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet sie haben Konturen, sind greifbar, besitzen Stärken und Schwächen. August Emmerich ist ein kriegsversehrter, raubeiniger Polizist, der oftmals seinen eigenen Weg geht, vor allem sein Umgang mit der Wiener Unterwelt ist unorthodox, doch er wirkt authentisch in seinem Tun.
Ihm zur Seite steht der junge Ferdinand Winter, der sehr emphatisch, ruhig, sehr besonnen und intelligent agiert, sie ergänzen sich hervorragend.
Der Sprecher Cornelius Obonya gibt den Wiener Dialekt perfekt wieder, der „Wiener Schmäh“ wird von ihm ausgezeichnet vorgetragen. Virtuos schlüpft er in die einzelnen Personen, gibt ihnen ein Gesicht.

Fazit: Alex Beer hat einen interessanten Kriminalfall abgeliefert, der sich im Wien der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts so zugetragen haben könnte. Die Ermittler wirken authentisch und der Sprecher versteht es hervorragend  den „Wiener Schmäh“ zu verkörpern. Seine Leistung ist herausragend, denn jede Person bekommt eine eigene Stimmlage. Ich wurde förmlich ins Jahr 1920 nach Wien versetzt, weil die Autorin alles sehr plastisch beschrieben hat. Ich gebe meine absolute Hörempfehlung, für alle Krimifans die Krimis mit historischem Hintergrund lieben.