Rezension

Ein Mord, aber kein Krimi

Das helle Licht des Tages -

Das helle Licht des Tages
von Graham Swift

Bewertet mit 5 Sternen

Graham Swift lässt in seinem Roman "Das helle Licht des Tages" den Privatdetektiv George Webb von seinem verzwickten Leben erzählen. Und was für eines. Plot-Mittelpunkt ist ein Mord, dazu die Liebe des Detektivs zu seiner Klientin, die zugleich die Mörderin ist. Einzelheiten erfahren wir nach und nach, wenn überhaupt. Es geht nicht um die Aufklärung des Falles, noch um die Mordmotive, sondern schlicht und einfach um die Frage, ‚was den in George gefahren ist‘ wie Rita, Georges Sekretärin zu Anfang treffend ausdrückt: "Irgendwas ist über dich gekommen."

In Anspielung auf das phantastische Coverbild resümiert George, der sich anfangs noch nicht weiß, dass er bald in den Fängen einer problematischen Liebe wähnt: „Das Sonnenlicht berührte noch gerade ihre Knie, so dass sie aussahen, als könnten sie sich nicht verstecken“. „Ein Lächeln, so schutzlos wie ihre Knie“. "Der Sonnenstreifen zwischen uns erfasste ihre Knie und ließ sie beinahe goldfarben glänzen“. Goerge übernimmt von Sarah einen simplen Beschattungsauftrag: Es soll ihren Mann Rob und seine Geliebte Kristina bis zum Flughafen folgen und ihr den Abflug von Kristina melden. Damit beginnt Georges Liebesdilemma. „Vielleicht lag es an ihren Knien“, versucht sich George an einer Selbstrechtfertigung.

Manchmal ergibt die Handlung keinen Sinn, aber vielleicht liegt gerade darin der Sinn. George Webb, der Ehemann, der von seiner Frau Rachel verlassen wird: „Leb wohl, Bob“, aus dem Polizeidienst entlassen, einst von seiner Tochter Helen gehasst, nun monatlich besucht – George, der Superkoch, der Detektiv, der einer Mörderin verfällt.

Einmal im Jahr besucht George das Grab des Ermordeten und legt Blumen auf die Grabplatte, vierzehntägig besucht er Sarah im Gefängnis, bis sie in acht Jahren entlassen wird. Ein Rätsel reiht sich an das nächste. Swift hat nicht im Sinn, letzte und restlose Klarheit zu schaffen, das überlässt er dem Leser, der wiederum sollte das angestrengte Lesen als Genuss empfinden.