Rezension

Ein Mutmach-Buch

Unter Tränen gelacht - Bettina Tietjen

Unter Tränen gelacht
von Bettina Tietjen

„Je mehr der Verstand sich verabschiedet, desto unbeschwerter wird man wieder“ , erklärt Bettina Tietjen in einem Interview.

Den Beweis dazu liefert sie mit ihrem Buch, in dem sie von den letzten Lebensjahren ihres Vaters und ihren gemeinsamen Erlebnissen erzählt. In lockerem Ton schildert sie den langsamen Verlauf seiner Demenz, vom fast unbemerkten Beginn bis zu seinem Ende. Wie schwer der Schritt vom Erkennen bis zum Akzeptieren der Krankheit ist, spürt der Leser aus ihren Sätzen. Dabei schreibt sie wechselweise über Episoden seiner früheren Zeit, in der ihr Vater noch im eigenen Haus leben konnte und von Frau Tietjens Schwester in Wuppertal betreut wurde, und den neueren Ereignissen, die sie selbst in Hamburg mit ihm erlebt hat. Einige Familienfotos lockern die Erzählung auf und geben einen Eindruck von Burchard Schniewind und seiner Familie wieder. Die verstreut eingefügten Zeichnungen, die er während seines Heimaufenthaltes angefertigt hat, illustrieren den steten Schwund des geistigen Vermögens.

„Mein Vater, die Demenz und ich“ ist mehr als ein Kapitel ihres Lebens, das sich Bettina Tietjen „von der Seele schreibt“. Ich habe es als ein Mutmach-Buch empfunden: es zeigt, dass man auch diesem Schicksal positive Seiten abgewinnen kann, wenn man sich mit dem Thema intensiv beschäftigt und sich auf die Veränderungen einlässt. Es will betroffene Angehörige im Umgang mit Behörden und Pflegeinstitutionen Mut machen und stärken, beleuchtet auch die Schwächen unseres Pflegesystems.

Ein Buch über Demenz „auf Augenhöhe“ geschrieben, in dessen Mittelpunkt der Umgang mit dem Patienten steht, informativ und aufmunternd.