Rezension

ich nicht weiß

Unter Tränen gelacht - Bettina Tietjen

Unter Tränen gelacht
von Bettina Tietjen

Bewertet mit 5 Sternen

" Unter Tränen gelacht " ist ein sehr persönliches Buch der Moderatorin Bettina Tietjen, die ihren Vater, der an Demenz erkrankte , die letzten 2 1/2 Jahre in einem Seniorenheim für Demenzkranke begleitete.

So einen persönlichen Einblick in ein wichtiges Stück seines Lebens zu geben, wie Bettina Tietjen dies hier in diesem Buch tut, finde ich sehr mutig, aber auch notwendig. Frau Tietjen beschreibt die Anfänge der Erkrankung, als ihr Vater noch in Wuppertal allein und später mit Pflegerinnen lebte, bis zu seinem 2 1/2 jährigen Aufenthalt im Seniorenheim für Demenzkranke und letztlich bis zu seinem Tod. Die Autorin beschönigt nichts, zeigt auf, wie Demenzkranke ticken, mit allen positiven und negativen Begleiterscheinungen, wie die Zustande in Heimen und Krankenhäusern sind und z.Teil auch wie die Umwelt auf diese Menschen reagiert.
Was ich aber ganz wichtig finde an diesem Buch, Frau Tietjen beleuchtet auch die schönen Dinge dieser Zeit, die sie mit ihrem Vater erlebt hat. Sie zeigt auf, dass es lohnt sich auf diese Menschen einzulassen und man z.Teil viel positives zurückbekommt, wenn man die richtige Einstellung hat. Dass Eigenarten bei diesen Menschen zutage treten , die man vorher nicht bei ihnen erlebt hat, dass sie sich aber jeden Tag ihres Lebens, an denen es ihnen körperlich gut geht , genießen, sich aber auch durchaus manchmal ihrer kognitiven Defizite bewusst sind.

Auch die Menschen , die in diesen Einrichtungen arbeiten, bekommen hier endlich mal eine Anerkennung. Die Arbeit, die sie leisten, darf nicht unterschätzt werden und muss gesellschaftlich und finanziell besser anerkannt werden, da wichtige Voraussetzungen vorhanden sein müssen. Idealismus, Respekt vor dem Menschen und ein großes Herz und gute Nerven.

Viele Menschen versuchen die Demenz, bzw. diese Phase des Alters, die vielleicht auch auf einen selbst zukommt, häufig zu negieren oder zu verdrängen. Doch es tut Not, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzt, denn angesichts der immer höher steigenden Lebenserwartung, wird diese Erkrankung noch viel öfter auftreten als jetzt. Wenn eine Auseinandersetzung mit diesem Thema erfolgt, so habe ich es bei diesem Buch empfunden, verliert man vielleicht auch das eine oder andere Vorurteil gegenüber diesen Menschen und vielleicht verliert dieses Thema dann etwas von dem Negativen, was immer noch in unserer Gesellschaft vorherrscht. Demente Menschen in der Mitte unserer Gesellschaft aufzunehmen, da abzuholen wo sie stehen , das sehe ich als großes Ziel an. Denn diese Menschen haben uns erzogen und den Wohlstand möglich gemacht , in dem wir heute leben. Sie haben unseren Respekt und die gesellschaftliche Anerkennung verdient und nicht die Ausgrenzung !

Soziale Kompetenz ist eine Eigenschaft , die leider in unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht, da fast überall das Optimum angestrebt wird. Gesund, wohlhabend, gut aussehend und im Beruf erfolgreich zu sein, dies Bestreben ist überall anzutreffen, doch wohl bleibt die Mitmenschlichkeit ? Nehmen aus diesem Grunde die psychischen Erkrankungen immer mehr zu, weil jeder nur noch mit sich selbst und dem Erreichen dieser Ziele beschäftigt ist ? Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, das Rad noch einmal umzudrehen. Frau Tietjen hat ihren Beitrag geleistet. Jetzt sind wir dran !!!!!