Rezension

Ein Pageturner im Gruselgewand

Im Spukhaus - Jonathan Janz

Im Spukhaus
von Jonathan Janz

Bewertet mit 4 Sternen

Der angesehene Schriftsteller David Caine glaubt nicht an Geister. Trotz oder gerade deswegen lädt ihn ein alter Jugendfreund ein, in Virginias unheimlichsten Spukhaus zu wohnen. Er soll ein Buch über das »Alexander House« schreiben und Geistererscheinungen dokumentieren. David willigt ein – fest davon überzeugt, jedweden Spuk endgültig widerlegen zu können. Doch er hat die Rechnung ohne den sprichwörtlichen Wirt gemacht, denn unerklärliche, furchteinflößende Dinge geschehen in dem alten Haus und der Skeptiker David muss sich diesem Horror nun stellen.

Leseeindruck

Dank dem Festa Verlag wurde »The Siren and The Specter«, so der Originaltitel, nun endlich auch in Deutschland verlegt. Bleibt zu hoffen, dass weitere Titel des Autors folgen werden, denn Jonathan Janz bereichert meines Erachtens das Dark-Horror-Genre ungemein. Er versteht sich darauf, eine angenehm düstere Gruselatmosphäre im Stil der Klassiker zu erzeugen, würzt das Ganze mit ein wenig härterem Horror und platziert auch hier und da typische Klischees auf ansprechende Art und Weise.

Aber Janz muss das Rad ja auch nicht komplett neu erfinden, um den Leser gut zu unterhalten. Die Mischung macht es hier … und die Komplexität. »Im Spukhaus« ist eine Geschichte, die sich auf verschiedenen Ebenen entfaltet. Schnell wird klar, dass es hier mehrere Puzzlestücke zusammenzusetzen gilt. Das Spukhaus selbst bildet demnach »nur« den Rahmen. Janz baut seine Geschichte einer Ma­t­ro­sch­ka gleich mehrschichtig auf. Und so darf der Leser auch die ominösen Nachbarn, die Shelbys, kennen- und hassenlernen, erfährt welche Rolle die Jugendliebe Caines spielt und was es mit Alexander House selbst und dem Land, auf dem es erbaut wurde, auf sich hat. Der Autor fügt alle losen Fäden final zusammen.

Bei aller Vielschichtigkeit kommt aber der Grusel hier nicht zu kurz, gerade im letzten Drittel geizt Janz dann auch nicht mit blutigen und etwas derberen Szenen, die Spannungsschraube wird deutlich fester angezogen. Für mich kam zu keiner Zeit Langeweile auf, »Im Spukhaus« ist ein waschechter Pageturner, der mich konstant fesseln und durchweg sehr gut unterhalten konnte.

Die Charakterzeichnung ist Janz bei allen Haupt- und Nebenfiguren sehr gut gelungen. Facettenreich und authentisch beschreibt er seine Handlungsträger (okay, die Eheleute Shelby sind vielleicht ein wenig überspitzt dargestellt.)

Einziger Wermutstropfen, für den es aber keinen Punktabzug bei meiner persönlichen Wertung der Story gibt, ist die Übersetzung. Besonders am Anfang fiel es mir sehr schwer, in den Lesefluss zu kommen. Ich empfand den Schreibstil als ungelenk und holprig, stolperte regelmäßig über ganze Sätze oder Passagen. Im Verlauf wurde das dann besser, ob aus Gewohnheit oder weil der Übersetzer besser in den Stil des Autors gefunden hat, kann ich allerdings nur schwer beurteilen. Bevor jetzt jedoch die Zweifler aufmerken: Ich habe die ersten Kapitel im Original gegengelesen und kann daher auch tatsächlich einen reellen Vergleich ziehen. Das nur zur Erklärung.

Fazit

Ein Pageturner, der atmosphärisch an die Klassiker erinnert und beim Leser definitiv Kopfkino auslöst. Spannende und fesselnde Unterhaltung, die durchaus süchtig macht. Gerne mehr davon, Mr. Janz!