Rezension

Ein phantastisches Feuerwerk

Die Buchmagier - Jim C. Hines

Die Buchmagier
von Jim C. Hines

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt

Isaac Vainio ist Bibliothekar in der Copper River Bücherei in Michigan und pflegt die größte Fantasy-Buchsammlung der Stadt – und er ist Mitglied des Geheimbundes der Zwelf Portenaere. Sie beschützen schon seit Jahrhunderten die Menschheit vor übernatürlichen Gefahren. Somit gehört er zu den wenigen Menschen, die Libriomantik ausüben können, die Magie, die in den Büchern wohnt.

Seit zwei Jahren ist Isaac jetzt Titelaufnehmer und kümmert sich darum, dass potenziell gefährliche Bücher den Pförtnern gemeldet werden – zwei Jahre, seit er durch einen Verstoß gegen die Gesetze aus dem Außendienst suspendiert wurde und er keine Magie mehr angewandt hat. Das ändert sich jedoch, als aus heiterem Himmel drei Funkler auftauchen, drei Vampire, die ihm nach dem Leben trachten. Nur durch die zufällige Hilfe von Lena Greenwood gelingt es ihm, am Leben zu bleiben. Auf einmal wird sein ganzes Leben durcheinander geworden: seine Vorgesetzte Nicola Pallas, die regionale Meisterin der Pförtner, bittet ihn um Hilfe. Ihr ganzes System wurde infiltriert, Pförtner ermordet, die Vampire mit einem Bann belegt und der Initiator ihres Geheimbundes, Johann Gutenberg, ist plötzlich verschwunden. Nur er könnte die sich aufwallende Magie zurückhalten, doch Isaac weiß nicht, wem er noch trauen kann.

Meine Meinung

Wow, das Buch hat wirklich eine ganze Fülle von Action, Spannung und neuen Ideen! Aus der Ich-Perspektive von Isaac erlebt man eine abenteuerliche Suche nach dem Bösewicht, der die Geheimhaltung der Buchmagier auf den Kopf stellt. Es war nicht ganz einfach, den vielen neuen Eindrücken zu folgen und alles sofort zu verstehen – man muss schon konzentriert lesen, um die Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen. J. Hines hat eine sehr lebhafte, anschauliche Sprache, die anspruchsvoll aber auch mit Humor gespickt ist.

Die Protagonisten Isaac Vainio und Lena Greenwood waren mir von Anfang an sympathisch. Der Buchmagier ist ein gewissenhafter, ehrlicher Mann, dem sein Hunger nach Wissen beinahe über alles geht. Die Gedankenspielchen, die der Autor immer wieder einwirft, zeigen deutlich seine immer währende Neugier.

„Es war schon immer mein Problem gewesen, dass ich zu viele Fragen stellte,  selbst wenn ich es besser wusste. Besonders wenn ich es besser wusste.“ S. 357

Gleichzeitig ist er aber auch unsicher, da er befürchtet, seine Fähigkeiten (wieder) zu überschätzen. Seine Faszination für Bücher und die Begabung, Gegenstände aus den Seiten zu ziehen kann wohl jeder Leser nachvollziehen. Ein witziger Nebencharakter ist seine Spinne Klecks, ein Wesen aus einem Buch, dass bei drohender Gefahr stets in Flammen aufgeht. Lena Greenwood hingegen ist eine Dryade und Isaac fällt es schwer, sie einzuschätzen. Sie hat ihre eigenen Gründe, ihm bei der Nachforschung zu helfen und je weiter ihr Weg sie führt, desto näher scheinen sie sich zu kommen.

Die Magie und ihre Handhabung ist völlig neu – man könnte an die „Tintenwelt“ von Cornelia Funke erinnert werden – sie ist aber völlig anders. Es gibt keine Welt hinter den Büchern, die man bereisen kann; sondern der Zauber entsteht aus dem Glauben der vielen Tausenden von Menschen, die diese Bücher gelesen haben. Erst sie machen es möglich, dass ein magisch begabter Libriomant fähig ist, den Gegenständen aus den Büchern eine Substanz zu geben und sie in unsere Welt zu ziehen. Auch den Bezug zum Erfinder des Buchdrucks, Johann Gutenberg, der das magische Potenzial der geschriebenen Wörter entdeckte, fand ich sehr gelungen und gibt dem ganzen einen glaubwürdigen Charakter.

„Es war alles Magie. Meine Bücher, die Automaten, Lenas Verbindung zu ihrem Baum …  alles lief auf Energie, Glaube und Willensstärke hinaus.“ S. 396

Für die Figuren ist vor allem detektivischer Spürsinn gefragt, Mut und eine unbeirrbare Neugier. Ihre abenteuerliche Jagd wird anschaulich beschrieben und mit amüsanten Metaphern gekonnt in Szene gesetzt. Die vielen Bezugnahmen des Autors auf literarische Werke haben mich auch beeindruckt, im Anhang kann man sie in der Bibliografie auch nachlesen.
Ich hätte mir manchmal etwas hilfreichere Erklärungen gewünscht und hoffe, dass die Fragen dann in Band 2 beantwortet werden.

Fazit

Jim C. Hines hat mich in eine magische Welt entführt, die sich mitten unter uns befindet. Mit einer Mischung aus bibliophiler Magie, Agententhriller und kriminalistischer Spurensuche führt er die Protagonisten mit portionierter Gewalt und scharfsinniger Vorausahnung auf einen Weg, den sie nie beschreiten wollten. Sehr anschaulich, aber auch sehr voll bepackt mit komplexen Informationen, die ich erstmal durchschauen musste. Ein gelungener Auftakt und ich freue mich auf den zweiten Band!

Vielen Dank an den Bastei Lübbe Verlag für das Rezensionsexemplar!

© Aleshanee