Rezension

Ein Pinguin zum Verlieben

Der Pinguin meines Lebens - Tom Michell

Der Pinguin meines Lebens
von Tom Michell

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT
Der Brite Tom Michell hat sich mit Anfang 20 für die Zeit seines Lebens entschieden. Als Internatslehrer zieht er nach Argentinien und kümmert sich dort um die jungen Schüler. In den Ferien auf der faulen Haut sitzen kommt nicht in Frage. Stattdessen lebt er seineAbenteuerlust aus und bereist den Kontinent der Gegensätze, um seine neue Wahlheimat Südamerika zu entdecken. Diese Entscheidung ist ein Wagnis in doppelter Hinsicht, denn die 70er Jahre sind geprägt von Putsch, Inflation und Chaos. Doch Toms größte Herausforderung steht noch vor ihm, als er einen kleinen Pinguin in Uruguay vor dem sicheren Tod rettet und dieser nicht mehr von seiner Seite weichen möchte. Er hat das Abenteuer gesucht und mit Juan Salvador gefunden.

MEINUNG  
Eine leichte Geschichte, die jedoch viele Motive näher betrachtet. Mein Fernweh wurde durch Tom Michell weiter gestärkt und teilweise bereue ich es, dass ich nicht wie er in den 70ern dieunberührte Natur fernab der Touristenmassen bestaunen konnte. Er entdeckt ihm eine unbekannte Kultur und seine Neugierde lässt ihn ständig in faszinierende Situationen geraten. Diese Erfahrungen fernab des Bekannten lassen ihn Reifen und somit ist - neben der Wanderlust - das Erwachsenwerden ein großes Thema. Natürlich trägt auch die Fürsorge für den Pinguin Juan Salvador zur Entwicklung bei, da Tom nun nicht mehr sich selbst an erster Stelle sieht, sondern das beste für seinen neuen Freund möchte. Viele Menschen in seinem Leben stehen im dabei zur Seite undunterstützen Tom und Juan Salvador tatkräftig.

"Auf einmal begann ich, inständig zu hoffen, dass der Pinguin überleben würde, denn nun hat er einen Namen: Sein Name war Juan Salvador Pingüino, und mit diesem Namen entstand eine wilde Hoffnung und eine enge Verbundenheit, die ein Leben lang halten sollte." ~ S. 44

Das wichtigste Motiv ist aber natürlich die Liebe zwischen Mensch und Tier; die ungewöhnliche Freundschaft und die Bereitschaft alles zu geben. Ihre Erlebnisse haben großen Einfluss auf die Beziehung der beiden Protagonisten Tom Michell und Juan Salvador, aber auch zahlreiche Nebendarsteller bleiben vom kleinen Pinguin nicht unberührt. In einer wunderbar unterhaltsamen Art und Weiseerzählt Tom von seinen Schwierigkeiten mit dem Pinguin und wie er langsam begonnen hat die Gestik Juan Salvadors zu lesen. Im Buch selbst verleiht Tom Michell Juan Salvador eine Stimme. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass Juan Salvador anthropomorph ist, sondern sich Tom Michell lediglich eine mögliche Antwort in Gedanken ausmalt. Der Erzählstil ist unter anderem dadurch geprägt von Witz und hat jede Menge Charme. In Anbetracht, dass Tom Michell hier eine Phase seines Lebens beschreibt, die er in seiner Jugend erlebt hat und eigentlich kein Autor ist, hat er es dennoch mit einer angenehmen Leichtigkeit geschafft ein berührendes Buch zu verfassen. Man spürt regelrecht die Liebe, die Tom Michell für Juan Salvador empfunden hat und sicherlich immer noch empfindet.

"Mit einer Mischung aus Geringschätzung und Ekel sah sie mich an, doch ich konnte es ihr unmöglich erklären. Was hätte ich auch sagen sollen: 'Schau mich nicht so an, das ist der Pinguin!'?" ~ S.62 

Beim Lesen erfährt man vieles über Südamerika und den Aufschwung in Argentinien in den 70er Jahren. Auch das Verhalten von Pinguinen wird dem Leser näher gebracht. Dieses Wissen musste sich Tom hart erarbeiten, denn in einer Zeit ohne Google war es nicht so einfach Informationen über artgerechte Pinguinhaltung zu erhalten. Abgerundet wird das Buch mit liebevollen Skizzenzwischen den Kapiteln. Diese zeigen Juan Salvador in verschiedenen Situationen seines Lebens.

FAZIT
Ein wunderbares Wohlfühlbuch, dass durch Charme und Humor für schöne Lesestunden sorgt. Das Buch bietet mehr als ich erwartet habe. Es ist nicht nur eine reine Unterhaltungslektüre, sondern liefert Allgemeinwissen und interessante Einsichten in vielerlei Themen. Die Informationen werden auf eine grandiose Art dargelegt, sodass ich eigentlich dauerhaft zum Schmunzeln angeregt wurde.