Rezension

Ein schöne Geschichte aus dem 16. Jahrhundert

Die Venezianerin und der Baumeister - Gudrun Lerchbaum

Die Venezianerin und der Baumeister
von Gudrun Lerchbaum

Bewertet mit 4 Sternen

Vicenza um 1543. Die Waise Mariangela wächst im Haus de Tischler Marcantonio und seiner deutschen Frau Lisbeth, gemeinsam mit deren Kindern Allegra und Fabio auf.

Mariangela und Allegra werden gute Freundinnen. Doch im heiratsfähigen Alter kommt Neid und Konkurrenzkampf auf. Obwohl Mariangela in den Baumeister Andrea verliebt ist, macht Allegra das Rennen und wird seine Frau.

Allegra verkuppelt Mariangela mit dem Weiberhelden Sandro, der Andrea auf allen Baustellen Zores macht. Es kommt, wie es kommen muss: Mariangela wird schwanger. Die erzwungene Heirat mit Sandra endet im Fiasko.

Nach dem Tod Sandros wird Mariangela im Haushalt Allegras wiederaufgenommen. Nach wie vor himmelt sie Andrea an. Doch der ist nur an seinem Aufstieg interessiert und kommt nur sporadisch zu seiner Familie zurück. Meist reicht die Zeit seines Aufenthaltes nur, um Allegra ein weiteres Kind zu machen ….

Gudrun Lerchbaum hat aus den wenigen, ihr zur Verfügung stehenden Quellen, eine recht kompakte Geschichte gewoben. Man kann sich in die Welt der Renaissance hineindenken.

Der Schreibstil ist flüssig. Manchmal kommt ein Zähigkeit auf, aber nur manchmal.

Mir persönlich war der Baumeister Andrea Palladio ein wenig zu farblos dargestellt. Auf Grund des Titels hätte ich mir da etwas mehr erwartet. So stehen die beiden Frauen im Fokus des Romans.

Gut herausgearbeitet sind die Rollen, die die Frauen in dieser Zeit spielen müssen: ständig unter Beobachtung, die Familienehre darf nicht beschmutzt werden usw. usw..

Die Frage einer möglichen latenten Homosexualität des Künstlers wird ebenfalls aufgegriffen. Die Autorin bedient sich hier dezenter Hinweise und lässt die Antwort dem Leser über.

Mir hat das Debüt gut gefallen.