Rezension

Ein schöner, leichter Sommerroman

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde -

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde
von Inez Corbi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wie kam der Rhododendron nach Heligan?

Mit „Die Gärten von Heligan – Ruf der Fremde“ hat Inez Corbi den 2. Band (einer Trilogie) über die „Lost Gardens of Heligan“ in Cornwall vorgelegt. Ja, ich gestehe: ich bin bekennender Heligan-Fan...schade, dass ich die Bücher nicht vor meinen Aufenthalten gelesen habe!

Nachdem wir im ersten Band erfahren haben, wie Heligan überhaupt entstanden ist, lesen wir jetzt, wie exotische Pflanzen in den europäischen Gärten heimisch wurden – ja, dazu gehören auch die Rhododendren, die heute noch in riesigen Büschen in wundervoller Pracht in Heligan zu bewundern sind.

Geschickt erzählt Inez Corbi ihre Geschichte in zwei – nein, eigentlich in drei – Strängen: einmal in der Gegenwart, dann 1815 in Heligan bzw. ungefähr zeitgleich Averys Erlebnisse in Indien und Nepal.

In der Gegenwart hat Lexy den Auftrag bekommen, für die Ausstellung zum 30. Jahrestag der Wiedereröffnung von Heligan eine geschichtliche Dokumentation vorzubereiten. Der erste Teil (Entstehung von Heligan) ist fertiggestellt und sie wendet sich jetzt der Recherche über die exotische Pflanzenwelt zu. Dabei stellt sie fest, dass Avery Harrington 1815 nach einem „verhängnisvollen Duell“ außer Landes fliehen musste. Lexy selbst leidet noch unter dem Trauma ihres stalkenden ehemaligen Freundes Rob, der sie immer noch mit Briefen und Telefonaten in Angst und Schrecken versetzen kann. Mir hat es gut gefallen, dass und wie die Autorin das schwierige Thema Stalking in ihrem Roman aufgreift...

Der 2. Strang spielt in Heligan 1815. Wir treffen einige Protagonisten aus dem 1. Band wieder, z.B. Damaris und Julian (die Eltern von Avery), meine Lieblingsfigur Allie (Schwester von Damaris). Henry Tremayne und sein Sohn John Hearle (historische Personen) sind ebenfalls wieder dabei. In diesem Teil erfahren wir u.a. über die beginnende Pockenschutzimpfung, dafür wurde der ungefährlichere Erreger der Kuhpocken genutzt – und natürlich gab es prompt Impfgegner, die Sorge hatten, sie könnten sich nach der Impfung in eine Kuh verwandeln. Auch erleben wir in Heligan den Sommer 1816, der in die Geschichte als „das Jahr ohne Sommer“ eingegangen ist (ein Vulkanausbruch in Indonesien führte in Europa zu einem besonders kalten und regenreichen Sommer).

Der 3. Strang ist Averys Flucht nach Indien und Nepal, wo er seine Berufung als „Pflanzenjäger“ findet. Hier schafft es Frau Corbi, uns die „Fremdheit“ dieser Länder zu vermitteln – damals ja viel ausgeprägter als heute. Und in diesem Abschnitt erfahren wir auch die Geschichte des Rhododendrons (und einiger anderer damals unbekannter Pflanzen). Avery hat während seiner Expedition einige Abenteuer zu bestehen, die uns in Atem halten und deren Ausgang nicht so einfach vorhersehbar sind...

Die Übergänge zwischen den einzelnen Strängen wurden geschickt gelöst, z.B. steht Lexi in der Gegenwart bei den Bienen, man schlägt die Seite um: Damaris steht 1815 genau an dieser Stelle. Der lebhafte und flüssige Schreibstil werfen das „Kopfkino“ sofort an und ich konnte gut in die Geschichte „eintauchen“.

Ein Personenverzeichnis am Anfang und ein ausführliches Nachwort runden das Buch perfekt ab.

Ich kann für „Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde“ eine klare Leseempfehlung aussprechen: es ist ein schöner, leichter Sommerroman – natürlich ganz besonders empfehlenswert für alle Cornwall-Urlauber – aber auch ohne Vorkenntnisse ein Lesegenuss!