Rezension

Ein sehr großartig gestaltetes Buch mit Schaffung der perfekten Atmosphäre zum Inhalt

Wicker King - Kayla Ancrum

Wicker King
von Kayla Ancrum

Bewertet mit 3.5 Sternen

Vorweg:
Da es in dem Jugendbuch um psychische Störungen von ca. 17 jährigen Protagonisten und eher um ein Negativbeispiel im Roman geht, wie Schlimm sich so etwas auswirken kann, leg ich lieber eine Warnung vor die Rezension und sage direkt, dass Eltern das Buch selbst lesen sollten, bevor sie es ihre Kinder lesen lassen.

An Gestaltung und Liebe zur Unterstützung des Lesevergnügens und –flusses hätte man eigentlich nicht mehr tun könne, als hier vollbracht wurde! Das Cover selbst ist schwarz, mit goldenen Lettern, die den Wicker King untersetzen und unter dem Schutzumschlag versteckt sich ein komplett schwarzes Buch. Schon von der Seite sieht man, dass auch die Seiten im Buch dunkel eingefärbt sind und so werden die Seiten mit zunehmender Anzahl immer dunkler, bis man tatsächlich weiße Lettern auf komplett schwarzem Papier vor sieh hat. Dies unterstützt das Abdriften von Jack und August in die Fantasiewelt und die schlimmer werdenden psychischen Probleme optisch sehr gut und schafft eine passende Atmosphäre! Unterstützend zum Test gibt es auch immer wieder Fotografien, Zeichnungen, Notizen und psychologische und polizeiliche Berichte. Diese sollte man zum Verständnis auch tatsächlich lesen.

Meinung zum Inhalt:
Ich weiß durchaus, dass es ein heikles Thema im Roman ist und man immer aufpassen muss, wenn die Charaktere im Buch nicht rechtzeitig die passende Unterstützung bekommen und auch selbst vermehrt nicht optimal handeln. Dies ist aber einfach menschlich. Jeder trifft Fehlentscheidungen, hier leider mit größeren Konsequenzen. Nichts desto trotz finde ich die Geschichte und Art und Weise der Schreibung unglaublich spannend! Die Kapitel sind eher sehr kurz gehalten, oft 1-2 Seiten. Die Schreibweise ist sehr jugendlich, da musste ich vielleicht ein paar wenige Kapitel reinkommen, aber das hat mich nicht weiter gestört. Die Überschriften waren vielleicht das ein oder andere Mal etwas suspekt, aber für mich haben sie nach einem Kapitel stets Sinn gemacht, rein von der Empfindung her. Ein anderer wichtiger Punkt ist, dass Kapitel häufig offen gelassen sind oder von der Autorin ein Cut gemacht worden ist. Ich fand es sehr mutig, denn aus Erfahrung mögen viele so viel Interpretationsspielraum nicht. Für mich wurden zum Ende aber alle Fragen geklärt und ich glaube, ein Cut wurde vor allem dann gemacht, wenn auch August und Jack nicht weiter über etwas nachdenken wollten und sich manchmal einfach Ihrem Tun ergeben haben. Was mich zu den Charakteren bringt. Beide Protagonisten sind psychisch nicht ganz gesund, der eine mehr, der andere weniger. So haben beide eine sehr ungesunde Beziehung zueinander, die im Verlauf geklärt wird und auf die die Autorin im Nachwort noch einmal eingeht. Generell sehe ich es so, dass August weitaus mehr beleuchtet wurde. Er ist definitiv kein Vorbild und leidet, wie Jack, unter fehlender elterlicher Erziehung oder generell Erziehung und Fürsorge von Erwachsenen. Hier wird gezeigt, was passiert, wenn Jugendliche selbst in eine erwachsenere Position gedrängt werden und im Grunde wissen, dass sie eben erst 17 Jahre jung sind! Was dem ein oder anderen fehlen könnte, sind dann jedoch die tieferen Gedanken der beiden Protagonisten, was sie fühlen und warum vielleicht. Die Beziehung von Jack und dessen eigentlichen „Freunden“ wird nur peripher angeschnitten. Und die Reaktion und das fehlende Handeln von August Freunden ist vielleicht etwas fragwürdig, da keiner das richtige zu tun scheint. Zu beachten ist hier allerdings immer noch, dass es Kinder sind und das Freundschaftslevel leicht ungeklärt bleibt. Mich persönlich hat das alles zwar nicht gestört, da ich auch gern selbst Interpretationsfreiheiten haben möchte und auch den Mut zur Einfachheit schätze, allerdings könnte es für den ein oder anderen das Lesevergnügen mindern.

Fazit:
Ein sehr großartig gestaltetes Buch mit Schaffung der perfekten Atmosphäre zum Inhalt. Das Thema der ungesunden Beziehung zwischen August und Jack fand ich ungemein spannend, und wie es sich auf die Halluzinationen ausgewirkt hat. Die Autorin hat Mut zum Cut und für Interpretation gelassen und sich eher auf ein- bis zweiseitige Kapitel konzentriert. Die ist natürlich Geschmackssache, meinen hat es dafür getroffen!

Empfehlung:
Wer sich für Geschichten Jugendlicher mit psychischen Störungen interessiert und es auch mal gern kurz, knapp und mit Cuts mag, dem sei der „Wicker King“ unbedingt empfohlen. Allerdings ist es eher für Jugendliche ab 16 wie ich finde, in jedem anderen Fall, sollten die Eltern das Buch vorher gelesen haben!

Simone von >Die Librellis<

ehemals Nickypaulas Bücherwelt