Rezension

ein sehr gutes Jugendbuchdebüt, das jedoch auch provoziert

Hellwach - Hilary T. Smith

Hellwach
von Hilary T. Smith

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung
Fühlst du manchmal diese Lust, Sterne umarmen zu wollen?
Das Leben meiner Eltern ist so strahlend, als wäre es gar nicht echt. Es hat eine klinisch saubere Frische wie Schnittblumen, eingeschweißt in Zellophan. Mir wird schwindelig davon. Seit dem Tod meiner Schwester weiß ich, Leben ist Chaos. Es fühlt sich an, als würde mein Leben gerade in mehrere völlig verschiedene Realitäten aufsplittern, die eigentlich gar nicht nebeneinander bestehen können. Es gibt die eine Version, wo der Klavierwettbewerb das Wichtigste auf der ganzen Welt ist und ich ehrlich und gehorsam bin. Und dann gibt’s die Version, in der die Erwartungen meiner Familie irgendwie völlig bizarr und unwichtig sind. Ich schlinge die Arme um die Knie, weine und lache und suche nach meinem iPod, damit ich die passende Musik dabeihabe. Ich bin hellwach, von innen beleuchtet, und begreife, dass das Universum mir heute Nacht einen Einblick schenken will – einen Einblick in etwas Großes. Und ich habe Angst, dass sich diese Tür zu etwas Wunderschönem vielleicht schließt und nie wieder öffnet, wenn ich die Chance jetzt nicht nutze.
Ich könnte in einer Schokoladenfabrik in den Rocky Mountains sein und kandierte Äpfel mit Mashmallows und Erdnussbutter essen. Oder in einem Sushirestaurant mit ein paar alten Männern Guitar Hero spielen. Vielleicht am Hafen ein paar Infos zu Schiffsreisen zu den Fiji-Inseln einholen. Oder einfach am Strand sitzen und mit einer Meeresschildkröte angeln. Aber ich bin hier. Jetzt. Und dies ist mein Leben. Und ich habe mich verliebt. Nur nicht in den Jungen, in den ich mich eigentlich verlieben wollte. Dieses aufgedrehte Gefühl ist zu einem summenden, knisternden elektrischen Feld geworden. Ich will die Straße hinuntertanzen.
(Quelle: FISCHER FJB)

Meine Meinung
Kiki ist allein zu Hause. Ihre Eltern sind auf Kreuzfahrt, ihr Bruder macht bereits seit Wochen ein Praktikum. Die Ruhe nutzt Kiki um sich ausgiebig auf den Musikwettbewerb vorzubereiten, sie übt Klavier ohne Ende.
Eines Tages klingelt plötzlich das Telefon und am anderen Ende ist ein Mann, der behauptet Sukey, Kikis Schwester, die vor 5 Jahren gestorben ist, gekannt zu haben. Er behauptet auch er habe nich Dinge von ihr verwahrt. Kiki ist vollkommen aus der Bahn geworfen und beginnt schließlich die Hintergründe von Sukeys Tod aufzuklären …

Der Jugendroman „Hellwach“ stammt von der Autorin Hilary T. Smith. Es ist das Debüt der Autorin, von dem ich bereits durch das Cover und den interessant klingenden Klappentext sehr angesprochen wurde.

Kiki ist ein Charakter, der zu Beginn wirklich richtig toll ist. Sie ist 17 Jahre alt und sehr ehrgeizig. Kiki liebt die Musik, ihr Klavier ist ihr ein und alles. Vor 5 Jahren hat sie ihre Schwester Sukey verloren, ihr Tod wird in ihrer Familie jedoch totgeschwiegen. Wirklich darüber hinweg ist Kiki noch lange nicht. Kiki ist zudem sehr verliebt in Lukas und hofft er könnte das Gleiche für sie empfinden. Im Verlauf der Handlung allerdings verändert sich Kiki, nicht unbedingt zur positiven Seite. Ich habe mehr und mehr den Zugang zu ihr verloren, sie wurde mir richtig gehend fremd.

Die weiteren Charaktere, wie Kikis Eltern oder auch der Fremde am Telefon, oder Kikis Bandkollegen, sind der Autorin soweit gut gelungen.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft und das Buch lässt sich flüssig lesen. Sie schreibt zum Teil auch sehr eindringlich und hat mich gefangen genommen.
Die Handlung selbst ist anders als ich es erwartet hatte. Ich war zum einen sehr berührt von Kikis Geschichte aber auf der anderen Seite auch richtig gehend schockiert. Es beginnt alles sehr ruhig, dann aber nimmt die Handlung Fahrt auf, besonders auch als Kiki beginnt sich zu verändern.
Hilary T. Smith weiß zu provozieren. Sie bringt Themen wie Psychosen und vo allem den Drogenkonsum ins Geschehen ein, zeigt vor allen auch ihre Wirkung. Der Titel „Hellwach“ macht besonders in Hinsicht auf die Drogen viel Sinn. Es ist jedoch nicht immer leicht zu lesen, die Autorin zeigt Grenzen auf.
Im Hinblick auf die Altersfreigabe des Verlags muss ich sagen, dass ich sie doch zu niedrig finde. Ich hätte sie höher angesetzt, etwa bei 16 Jahren.

Das Ende fand ich etwas schwierig. Es ist alles sehr offen gehalten, der Leser wird quasi schon auch alleine gelassen. Man denkt automatisch darüber nach und so schnell lässt einen dieses Jugendbuch nicht los.

Fazit
Letztlich gesagt ist „Hellwach“ von Hilary T. Smith ein sehr gutes Jugendbuchdebüt, das jedoch auch provoziert.
Eine Protagonistin, die zunächst sympathisch ist, sich dann aber zum Gegenteil wandelt, ein flüssig lesbarer bildhafter Stil und eine Handlung, die schwierige Themen beinhaltet, haben mich letztlich, von kleineren Schwächen abgesehen, berührt und zum Nachdenken angeregt.
Durchaus lesenswert!